Jeder Fußballfan kennt dieses Gefühl der Ohnmacht: Das eigene Team dominiert das Spiel, hat 20 Torschüsse, trifft zweimal den Pfosten, aber am Ende gewinnt der Gegner durch einen einzigen Konter mit 1:0. Am Stammtisch fallen dann Worte wie „unverdient“, „Pech“ oder „die Chancenverwertung war katastrophal“. Lange Zeit waren diese Einschätzungen reines Bauchgefühl. Doch in der modernen Fußballanalyse gibt es eine Metrik, die dieses Gefühl in präzise Zahlen fassen kann: Expected Goals, kurz xG. Diese Statistik hat die Art und Weise, wie wir über Fußball sprechen, revolutioniert und gibt einen tieferen Einblick in die wahre Leistung einer Mannschaft – jenseits des reinen Ergebnisses.
Das Grundprinzip von xG ist es, die Qualität einer Torchance zu bewerten. Anstatt nur zu zählen, wie oft ein Team schießt, misst xG, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Schuss aus einer bestimmten Position zu einem Tor führt. Dieses Konzept, die erwartete Leistung gegenüber dem tatsächlichen Ergebnis zu bewerten, ist nicht nur im Sport entscheidend. Auch in der Welt der Strategiespiele und Wetten, wie sie bei Anbietern wie NV Casino zu finden sind, ist das Verständnis von Wahrscheinlichkeiten und Erwartungswerten der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Es geht darum, die Qualität einer Entscheidung von ihrem zufälligen Ergebnis zu trennen. Genau das leistet xG für den Fußball.
Was genau verbirgt sich hinter Expected Goals?
Jeder Torschuss im Fußball erhält einen xG-Wert (Expected Goals), eine Kennzahl zwischen 0 und 1. Dieser Wert repräsentiert die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schuss aus einer bestimmten Situation zu einem Tor führt. Ein Wert von 0,1 xG bedeutet, dass ein durchschnittlicher Spieler unter identischen Umständen in 10 % der Fälle treffen würde, also statistisch gesehen aus zehn solchen Versuchen ein Tor erzielt.
Warum ist das so aufschlussreich? Weil es die traditionelle und oft irreführende Statistik der „Torschüsse“ ersetzt. Ein verzweifelter Fernschuss aus 40 Metern (vielleicht 0,01 xG) und ein Abstauber aus fünf Metern vor dem leeren Tor (vielleicht 0,90 xG) wurden früher beide als „ein Torschuss“ gezählt. xG gewichtet die Qualität jeder einzelnen Chance und gibt uns so ein viel genaueres Bild davon, welches Team sich die besseren Möglichkeiten erarbeitet hat.
● Entfernung zum Tor: Je näher, desto höher der xG-Wert.
● Winkel zum Tor: Ein spitzer Winkel verringert die Wahrscheinlichkeit.
● Art des Schusses: Ein Schuss mit dem Fuß ist in der Regel gefährlicher als ein Kopfball.
● Art der Vorlage: Ein Pass in den Lauf ist wertvoller als eine hohe Flanke.
● Spielkontext: War der Schütze unter Druck oder hatte er freie Schussbahn?
Addiert man die xG-Werte aller Schüsse eines Teams in einem Spiel, erhält man den xG-Wert für das gesamte Team. Wenn eine Mannschaft einen xG-Wert von 2,5 hat, aber nur ein Tor schießt, hat sie „unterperformt“. Schießt sie drei Tore, hat sie „überperformt“.
Fallstudien aus der Bundesliga: Effizienz, Pech und Unvermögen
Die xG-Statistik wird erst richtig interessant, wenn man sie auf konkrete Teams anwendet. Über eine ganze Saison hinweg gleichen sich Glück und Pech oft aus, aber manche Teams zeigen beständige Muster.
Ein klassisches Beispiel für einen Überperformer war lange Zeit der 1. FC Union Berlin unter Urs Fischer. Saison für Saison erzielte die Mannschaft deutlich mehr Tore, als ihr xG-Wert vorhersagte. Dies deutete nicht auf Glück hin, sondern auf eine außergewöhnliche Effizienz im Abschluss und eine extreme Stärke bei Standardsituationen. Die Spieler von Union waren Meister darin, aus wenigen, oft nicht hochkarätigen Chancen das Maximum herauszuholen.
Auf der anderen Seite stehen die Unterperformer. Ein Team wie Bayer 04 Leverkusen oder Borussia Dortmund hat in manchen Spielzeiten einen extrem hohen xG-Wert erspielt, was für eine offensive und chancenreiche Spielweise spricht. Wenn jedoch die tatsächliche Torausbeute deutlich darunter liegt, deutet dies auf ein Problem hin: Entweder fehlt es den Stürmern an Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor, oder die Mannschaft hat schlichtweg eine Phase mit außergewöhnlichem Pech. Schlüsselfragen, die xG-Daten beantworten können:
● War unser Sieg oder unsere Niederlage „verdient“? xG liefert eine objektive Antwort darauf, welches Team die besseren Chancen hatte.
● Welcher Stürmer ist wirklich am effektivsten? Ein Stürmer, der seine xG-Werte konstant übertrifft, ist ein exzellenter Finisher.
● Funktioniert unsere Offensivtaktik wie geplant? Ein hoher xG-Wert zeigt, dass die Taktik funktioniert, um Chancen zu kreieren.
● Hatte unser Torwart einfach nur Pech? Die Metrik „Post-Shot xG“ (xGOT) misst die Qualität des Schusses auf das Tor und zeigt, ob ein Torwart schwere Bälle hält oder leichte reinlässt.
Expected Goals ist keine perfekte Statistik und wird den Zufall niemals vollständig aus dem Fußball eliminieren – und das ist auch gut so. Aber xG ist das bisher beste Werkzeug, das wir haben, um die Leistung von Teams und Spielern fair zu bewerten. Es hilft Trainern, ihre Taktik zu verfeinern, Managern, die richtigen Spieler zu verpflichten, und Fans, das Spiel auf einer tieferen, analytischen Ebene zu verstehen. Die Bundesliga ist, wie der gesamte moderne Fußball, zu einer datengesteuerten Wissenschaft geworden, und xG ist ein zentraler Baustein dieser spannenden Entwicklung.