1982 begannen Sebastián Vadell und seine Frau Magdalena Truyols, Lederreste zu sammeln und gründeten ein kleines Unternehmen, das handgefertigte Patchwork-Taschen herstellt. Design mit Resten. Herstellung mit Einfallsreichtum. Und damit fing alles an. Das ist viel für den Anfang in dieser Welt, die durch die Technologie klein geworden ist. Beschleunigt und winzig. Widersprüchlich. So global, dass das Lokale triumphiert. So konzentriert in der Nähe von Tausenden von Kilometern, dass selbst die Kleinsten die Möglichkeit haben, groß zu werden. Inmitten des Silicon Valley ebenso wie in den Weinbergen von Petra. Dort, im Herzen des Pla de Mallorca, hat Abbacino, eine der Handtaschenmarken, die dazu bestimmt sind, einer der großen Namen der Insel in der Mode zu werden, ihren Sitz.
Das ist keine geringe Leistung in einem Sektor, der durch den Stil und den Erfolg von Unternehmen wie Lottusse und Camper geprägt ist, zu denen Abbacino als notwendiges Beispiel aufschaut. Das ist es auch, was Sebastián und Antoni Vadell, Brüder, Partner, Manager und Erben des Traums ihrer Eltern, die mit der Idee in das Familienunternehmen kamen, zu wachsen, ohne die Essenz eines Projekts zu verlieren, das auf Design und „dem mediterranen Charakter“ basiert, seit Ende der neunziger Jahre versucht haben zu erreichen.
Export des „Total Look“
„Manchmal sind die Leute überrascht, dass wir in Petra sind, aber in Wirklichkeit hilft uns der mallorquinische Charakter. Wenn man auf internationalen Messen darüber spricht, stellt man fest, dass wir gut angesehen sind, dass man uns mag, dass man weiß, wie wir arbeiten und dass man uns vertraut“.
„Unsere Idee ist es, jedes Jahr etwas Neues zu machen. Wir arbeiten mit der Idee, einen ‚Total Look‘ zu exportieren, so dass unsere Kunden bei uns nicht nur Taschen, sondern auch Schals, Gürtel und Geldbörsen kaufen können. Um zu wachsen, muss man innovativ sein. Letztes Jahr haben wir Lederhandschuhe eingeführt, und sie waren ein Erfolg“, fasst der Geschäftsführer von Abbacino zusammen, einer Marke, die 1997 geboren wurde und seither nicht aufgehört hat zu expandieren.
Vielleicht ist das der Erfolg – selbst die kleinsten Dinge als groß zu sehen.
In den 1980er Jahren erlebte Mallorca einen Boom in der Lederjackenindustrie. In diesem Umfeld kamen Sebastià Vadell und Magdalena Truyols, Ehemann und Ehefrau, auf die Idee, Lederreste von den großen Marken zu kaufen, um Taschen aus Stücken herzustellen, die sie nach Farben sortierten und zusammensetzten, eine Technik, die heute als Patchwork bekannt ist. Dies war der Beginn ihrer Werkstatt in Petra, die etwa acht Personen beschäftigte.
„Die Taschen waren von hoher Qualität zu einem erschwinglichen Preis und waren in den Touristengebieten sehr beliebt. Wir verkauften sie an Einzelhändler auf den Balearen, in Katalonien und auf den Kanarischen Inseln“, erklärt Sebastià Vadell. „Das Geschäft lief gut, bis um 1994 herum billigere Ledertaschen aus Asien auf den Markt kamen, die die Attraktivität spanischer Taschen verringerten. Damals übernahmen wir den Vertrieb der niederländischen Marke Bulaggi, und mit beiden Geschäften konnten wir weitermachen“, erinnert er sich.
De Mallorca al món
1996 trat die zweite Generation in das Unternehmen ein, die Brüder Sebastià und Toni, die das Unternehmen heute leiten. Sie hatten ein Hochschulstudium absolviert und kamen mit Kraft, Mut und vielen Ideen an. „Wir dachten, dass es Potenzial gibt“, fasst Toni zusammen, „unser Motto ist ‚de Mallorca al món‘. Wir haben keine Angst. Wir sind klein, aber wir glauben, dass wir unser Ziel erreichen können“, sagt Sebastià. „Wir sind mutig“, unterstreicht Toni.
1997 tauchte der Name Abbacino auf, den sie noch heute verwenden, obwohl das Unternehmen immer noch Seyma Importació heißt.
Internationale Präsenz
Mit dieser Einstellung begann das Unternehmen 2007, sich zu internationalisieren. „Wir waren auf zwölf Messen im Jahr. Das bedeutete, dass wir 250.000 Euro pro Jahr allein für Messen ausgaben“, erklärt Toni. Früher war Abaccino in fünfzehn Ländern vertreten. In den letzten Jahren haben sie jedoch ihre internationale Präsenz reduziert. Derzeit exportieren sie nach Italien, Großbritannien, Deutschland, Österreich, Portugal, in die Benelux-Länder, in die Vereinigten Staaten und in die Schweiz. „Die Märkte, die am besten funktionieren, sind diejenigen, die die Essenz des Mittelmeers verstehen“, erklärt Sebastià.
Im Allgemeinen erreicht das Produkt den Kunden über Vertriebshändler, die Abbacino-Taschen und -Accessoires an Einzelhandelsunternehmen liefern. In Italien sind sie in der Coin Group, den führenden Einkaufszentren, vertreten, während sie sich in Spanien mit El Cortes Inglés verbündet haben und bereits über fünfzig Verkaufsstellen in zahlreichen Städten verfügen. In Palma auf Mallorca sind sie sowohl in Avingudes als auch in Jaume III vertreten und haben neue Geschäfte in Linares, Badajoz und Albacete eröffnet. Gleichzeitig versuchen sie, den Direktverkauf über ihre Website (www.abbacino.es)zu fördern. Ihre Produkte werden in mehr als 2.000 Geschäften in der ganzen Welt verkauft.
Arbeits- und Ausstellungsräume in Petra
2018 weihte Abbacino ein neues Gebäude ein, ein sehr persönliches Projekt von Toni Vadell. Eigentlich sind sie erst in das Gebäude nebenan eingezogen, das als Lager genutzt wurde. „Ich dachte, es wäre an der Zeit, die Büros zu wechseln. Ich rief unseren Innenarchitekten an und sagte ihm, dass ich renovieren wolle, aber er sagte mir, dass der Raum hoffnungslos sei, dass es nichts zu tun gäbe. Ich zeigte ihm das Lagerhaus, und er sagte, dass es ausreichen würde. Ich konnte es nicht glauben. Also kam ich jeden Freitag für zwei oder drei Stunden hierher, um darüber nachzudenken, wie der Abbacino-Raum aussehen sollte. Ich habe vier Jahre lang darüber nachgedacht, und schließlich haben wir beschlossen, es zu tun“, erklärt Toni.
Das neue Gebäude befindet sich am Eingang des Dorfes. Es hat eine weiße Fassade, eine Farbe, die auch im Inneren vorherrscht. Das Geschäft, das von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr geöffnet ist, ist geräumig und bietet durch große Fenster auf der Rückseite einen Blick auf die Landschaft. Ursprünglich sollte es nur ein Ausstellungsraum für Einzelhandelskunden sein, aber man beschloss, es für die Öffentlichkeit zu öffnen. Die Arbeitsräume sind offen und die Kunden können das Tagesgeschäft des Unternehmens beobachten. Sie haben ein sehr junges und kreatives Team.
Erfolgsrezept
Sebastià und Toni Vadell definieren Abbacino heute als eine Accessoire-Marke. Neben Taschen und Geldbörsen haben sie auch Mützen, Schals, Hüte, Handschuhe, Gürtel, Schlüsselanhänger, Sonnenbrillen und vieles mehr in ihr Sortiment aufgenommen, da sie keine Idee ausschließen.
Sie stellen alle Arten von Taschen aus Leder, Bast oder synthetischen Materialien her. Sie folgen den Trends, wollen aber die mediterrane Essenz bewahren. Das Familienunternehmen vertreibt auch Hey Dude Shoes in Spanien.
Ihr Erfolgsrezept, so betonen die Brüder, ist, dass jeder von ihnen selbstständig ist. Sebastià, der Geschäftsführer, ist für Produktdesign, Management, Verkauf und Buchhaltung zuständig. Toni, der Betriebsleiter, kümmert sich um die tägliche Verwaltung, das Marketing, die Logistik und die Inneneinrichtung. „Sebastià kümmert sich um das Produkt und ich um die Verpackung“, sagt Toni.
Abbacino
Bellavista, 27 · 07520 · Petra · Mallorca
Web: https://abbacino.es/
Zusätzliche Fotos: Friedrich A.Panizza
