Statt wie üblich 2 Stunden mit dem Flieger reisen wir diesmal mit dem 112 m langen Star Flyer von Malta nach Mallorca und ergänzen die Anreise noch mit ein paar Tagen auf Malta. Der gesamte Törn geht zwar weiter bis Malaga, aber auf Wunsch kann man auch vorher schon in Palma oder Ibiza aussteigen. Also ideal wenn man seinen Aufenthalt auf Mallorca mit einem außergewöhnlichen Segelerlebnis verbinden möchte.
Lange hat es gedauert, bis meine Frau mich zu einer Kreuzfahrt überredete. Ozeanriesen mit tausenden von Gästen an Bord sind einfach nichts für mich. Doch bei der Star Flyer mit 175 Gästen wurde ich nachdenklich. Mindestens dreiviertel der Strecke unter Segel und garantiert kein Unterhaltungsprogramm, das machte mich dann letztlich doch gefügig. Statt der 175 Gäste waren es aufgrund der späten Jahreszeit Ende Oktober tatsächlich nur 80. Erstaunlich viele Amerikaner, die vermutlich ihre Europarundreise mit einem Törn auf einem nostalgischen Klipper verbinden wollten. Viele Engländer und ein paar Deutsche. Alles Leute, die die Liebe zur See und zu nostalgischen Schiffen verbindet.
Die Star Flyer ist der erste Segelklipper, der seit 1910 gebaut wurde, eine moderne, hochtechnisierte Nachbildung der klassischen Klipper-Segelschiffe, die im 19. Jahrhundert die Weltmeere beherrschten. Heute bieten sie den Passagieren komfortables Segeln auf einem nostalgischem Klipper mit dem luxuriösen Ambiente einer Privatyacht. Romantik pur.
112 m lang, 15 m breit und der Mast 68 m hoch, die Star Clipper ist als Barkentine getakelt mit 16 Segel, davon 5 Rahsegel. 1991 wurde sie erstmalig in Dienst gestellt. Auf 4 Decks verteilen sich 6 Innen- und 70 Außenkabinen, 8 Deluxe-Deckkabinen, eine großzügige Eigner-Kabine sowie Restaurant, Tropical Bar, Piano Bar, eine Bibliothek im edwardianischen Stil mit offenem Kamin und 2 Pools. Antike Drucke und Gemälde berühmter Segelschiffe erfreuen das Auge, Teakholz und glänzendes Mahagoniinterior erinnern an das nautische Erbe der Star Clippers.

Leinen los!
Leinen los heißt es um 22:00 als wir den Hafen von Valetta verlassen und Kurs auf die kleine Nachbarinsel Gozo nehmen. Es ist schon ein erhabenes Gefühl, wenn zu den Klängen von Vangelis‘ „Conquest of Paradise“ von der Mannschaft die Segel gehisst werden. Die komplette 1.200 Meilen lange Strecke bis Malta unter Segel! Schließlich ist die Starflyer ja auch Segelschiff und kein Motorboot, mit dem man einfach geradeaus sein Ziel ansteuert. Hier nimmt der Wind starken Einfluss auf den Reiseverlauf und sorgt schon mal für eine Korrektur der Route. Wir bekommen das zu spüren, als wir bei 7 bis 8 Windstärken gegen Wind und Welle ankämpfen müssen und gerade mal drei statt der üblichen sechs bis acht Knoten Fahrt machen. Zur Erinnerung: Ein Knoten entsprichst 1,8 km pro Stunde, drei Knoten also 5,5 km.

In der Kabine spüren wir von dem sanften Auf und Ab der Wellen in den Schlaf gewogen. Andere Passagiere haben sich mit Seasick-Pillen eingedeckt. Später kommen die Wellen von der Seite und wir sind froh, dass der Kabinenservice das Gitter am Bett hochgezogen hat und wir nicht bei der nächsten Welle auf dem Boden landen. Als ich mal nach oben in den Salon gehe und einen Blick auf das Getose von Wind und Wellen werfe, bekomme ich schon Respekt vor den Naturgewalten. Trotzdem, für sieben bis acht Beaufort und entsprechenden Wellen liegt das Schiff erstaunlich stabil und ruhig im Wasser.
Das langsame Vorankommen zwingt uns allerdings zu einer Korrektur der Route. Wir segeln zwar an Menorca vorbei, der Landgang fällt aber aus Zeitgründen ins Wasser und wir nehmen direkt Kurs auf den nächsten Stopp: Palma. Wind und Welle haben mittlerweile etwas nachgelassen und durch den Schutz von Mallorcas Landmasse nehmen wir wieder kräftig Fahrt auf und rauschen mit vollen Segeln entlang der Nordküste zum Kap Formentor und weiter mit vollem Tempo entlang die beeindruckende Westküste Mallorcas bis zur Südwestspitze, nach St. Elm. Von dort sind es nur noch wenige Stunden bis in die Bucht von Palma. Wir waren nun von Mittwoch abend, als wir Cagliari verlassen hatten, bis Samstag Nachmittag ununterbrochen auf See. Das Wetter hat sich mittlerweile wieder beruhigt und nach einen Nachmittag in Palma stechen wir abends schon wieder in See und kommen am nächsten morgen in Ibiza an. Nach einem Erkundungsgang durch die Altstadt von Ibiza-Stadt und einem Bad im Meer geht es abends weiter zum spanischen Festland nach Cartagena und Malaga.
Während den Tagen auf See relaxt man im Liegestuhl auf Deck, stöbert in der Bibliothek oder lässt sich einfach von der nostalgischen Romantik der Star Flyer verzaubern. Außerdem wird man ja von der Crew und von dem indonesischen Chefkoch nach allen Regeln der Kunst verwöhnt. Wer die Romantik eines nostalgischen Segel Törns mit Komfort, interessanter Gesellschaft und einem Kick Kultur verbinden möchte, ist mit diesem See Reise sicher auf den richtigen Kurs.
Von Malta bis Malaga
Valetta präsentiert sich zwischen den Buchten Marsamxett Harbour als imposantes Festungsbollwerk mit gewaltigen Bauwerken entlang der schnurgeraden Straßen. Wir haben uns für 2 Nächte in einem kleinen 4-Sternehotel in Valettas Altstadt einquartiert, direkt am alten Marktplatz, um anschließend mit der Star Flyer in See zu stechen. Zentraler als dieses Hotel geht es wirklich nicht! Rundherum reihen sich Bars und Lokale aneinander und machen mit Terrassen die historische Altstadt zu einem quirligen Touritreff. Schaut man über die Terrassen hinweg, offenbart sich die wundervolle Pracht der Jahrhunderte alten Sandsteinfassaden mit ihren typisch maltesischen „Gallarija“, vorgebaute Holzbalkons als Logenplätze zum Beobachten des Stadtlebens. Valettas Lebensader ist die Haupteinkaufsstraße Republic Street mit vielen Geschäften, Bars und Restaurants sowie die Merchant Street mit ihrem quirligen Tagesmarkt. Schlendern Sie einfach durch die Straßen und vergessen Sie nicht die kleinen Gassen dazwischen.
Die Republic Street nach Nordosten und dann rechts in die North Street kommen Sie direkt zum Mediterranean Conference Centre, der ehemaligen Krankenstation der Johanniter „Sacra Inferma“, wo Sie sich ein wirklich lohnenswertes audiovisuelles Spektakel über die Geschichte Maltas reinziehen können. Die Sacra Infermeria hat über 400 Jahre Menschheitsgeschichte hinter sich und war das bedeutendste Krankenhaus Europas.
Ein paar Schritte weiter wird im sternförmigen „Fort St. Elmo“ von 1552 mit seinen beiden Kapellen und dem Nationalen Kriegsmuseum 7.000 Jahre maltesische Militärgeschichte von der Bronzezeit bis zum Beitritt Maltas zur EU gezeigt. Entlang der Küste sind die „Upper Barrakka Gardens“ ideal für eine Verschnaufpause. Zurück in der Altstadt ist „St. John’s Cathedral“ ein Muss. In nur fünf Jahren zwischen 1573 und 1578 gebaut, dauerte die Innengestaltung fast 100 Jahre und ist entsprechend sehenswert. Der „Grandmaster’s Palace“ aus dem 16. Jahrhundert war ursprünglich der Sitz des Großmeisters der Malteser und ist heute Sitz des maltesischen Präsidenten. Von außen geradlinig und puristisch sind die Räume und Korridore mit zahlreichen Malereien, Portraits und Ritterrüstungen ausgestattet, insgesamt fast 6.000 Ausstellungsstücke. Ein weiteres Highlight ist eine Führung im „Casa Rocca Piccola“, einem authentisch erhaltenen Stadtpalast, der noch von einer adligen Familie bewohnt wird und gleichzeitig als Museum dient.
Planen Sie ein paar Tage ein um die Insel zu erkunden, es lohnt sich! Auch die „Mdina“ mit ihren schönen Gebäuden, den Palästen in der Villegaignon Street und die aketische Kathedrale. Genießen Sie das arabische Flair am besten zum Sonnenuntergang und reservieren Sie rechtzeitig für das anschließende Dinner in einem der vier Restaurants an der Telgha Tas-Saqqajja Street mit Blick über die Insel. Wir entscheiden uns für das Root 81 und haben hervorragend gespeist. Das Dorf Mosta ist für seine monumentale, kreisförmig angelegten Kirche von 1833 mit der drittgrößten Kuppel in ganz Europa bekannt. Die Katakomben von St. Paul und St. Agatha in Rabat mit ihren unterirdischen Grabstätten sind sehenswert und zum Baden sind die Golden Bay, die Riviera Bay und die Gnenja Bay ideal. Die Anchor Bay ist besonders romantisch mit ihren bunten Häuschen.
Gozo: Um 22:00 laufen wir aus dem Hafen von Valetta aus und die Segel werden gehisst, um Kurs auf die nahe gelegene Insel Gozo zu nehmen. Auf der kleinen Insel gibt es einiges zu Entdecken. Die Hauptstadt Victoria, wo in den Gassen um den Marktplatz das köstliche Nougat aus Gozo verkauft wird und die Bankuncini, ein leckerer Mandelkuchen. Wie die meisten Kirchen ist auch die „St. Georgskirche“ von 1670 im Zentrum enorm prunkvoll ausgestattet. Hoch über Victoria thront die Zitadelle mit ihren sandsteinfarbenen Mauern und einem Traumblick über die Insel. Hier kann man das alte Gefängnis, das Naturmuseum von Gozo und einen Film zur Geschichte der Zitadelle sehen. Die von weither sichtbare Kirche „Madonna ta‘ Pinu“ in der Nähe des Städtchens Għarb wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut und ist ein architektonisches Meisterwerk mit seinen großartigen Skulpturen und seiner handwerklichen Verarbeitung des maltesischen Steins. Die „Rotunda of St. John the Baptist“ in Ix-Xewkija, einem der ältesten Dörfer Gozos, ist mit ihren acht Säulen und der 75 m hohen Kuppel die drittgrößte freitragende Kuppel der Welt.
Für die Landgänge werden Touren zu Preisen zwischen 50 und 100 Euro pro Person angeboten. Wir machen das auf eigene Faust und erkunden in den rund 6 Stunden pro Landgang das urtümliches Leben in Cagliari, machen eine Shoppingtour in Palma (Menorca ist ja leider ins Wasser gefallen) und erfreuen uns an dem wohltuend leeren Ibiza. Cartagena muß man nicht unbedingt sehen und beim nächsten Stoppover in Mortil empfiehlt sich die angebotene Tour nach Granada, auch wenn man eine Stunde Anfahrt in Kauf nehmen muss. Am Ziel in Malaga schnappen wir bei einem Kaffee noch ein bißchen andalusisches Flair bevor es zum Flughafen und Richtung Heimat geht.
Verfasser: Travel Publishing, Grünwald
Fotos: Starflyer / Travel Publishing









