Bender – Sechs Wochen: Eine Geschichte

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Der beurlaubte Polizist Axel Bender und die fast sechzehnjährige, offensichtlich von Zuhause weggelaufene Lisa lernen sich auf einem Autobahnparkplatz kennen. Aus einer gutgemeinten Hilfsaktion von ihm entwickelt sich eine hochemotionale und dramatische Beziehung, in der sich zwei sehr individuelle und tragische Schicksale begegnen. Ein spannendes und manchmal an einen Krimi erinnerndes Roadmovie.

Andreas Heßelmann

1958 in Duisburg geboren. Jetzt wohne ich in Baden Württemberg. Und dies seit über 40 Jahren, bin Buchhändler in verantwortlicher Position und schreibe seit 1991 Bücher. 1958, Duisburg, Niederrhein. Kaum drei Jahre alt, die ersten Märchenplatten, dann Jim Knopf, die ersten (Kinder)-Krimis von Enid Blyton und später die von Jean-Bernard Pouy. Eine von Anfang an spannende und überaus fesselnde Welt, in der ich versank und die ich als Kind mit eigenen Figuren ergänzte. Meine Phantasie war angeregt. Das gilt auch heute noch. Ich wurde Buchhändler, schreibe seit 30 Jahren, erwecke Personen und Handlungen zum Leben und mache daraus Bücher, die ich gerne selber lese. Das ist in meinen Augen entscheidend: Man sollte die eigenen Bücher mögen.

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Lesermeinung

Auf der letzten Seite angekommen konnte … wollte ich gar nicht glauben, dass es das Ende der Geschichte sein sollte. Denn, völlig anders als der Titel es nennt – Eine Geschichte“ – ist es eher in meinem Kopf so – „Was für eine Geschichte“. Eine Mischung aus Menschlichkeit, Zärtlichkeit, Grauen, Entsetzen, Fassungslosigkeit – Real und doch gleichzeitig unfassbar. Ohne „Happy-End“ – eigentlich überhaupt „Ohne End“. Das nur im Kopf des Lesers weiter geht. In die Richtung der er vorgibt.

Nur schwer kann man das Buch beiseitelegen, was der Autor auch durch die fast nahtlose Schilderung erreicht. Kaum trennende Kapitel. Die Story läuft einfach durch. Zieht mich in den Bann. „Nötigt“ mich förmlich darüber nachzudenken was in dieser Welt verkehrt läuft, gerade jetzt, wo ich erst vor Kurzem Zahlen in den Nachrichten gehört habe wie viele Opfer von häuslicher, insbesondere männlicher Gewalt es gibt. Wie kann es sein, dass wir mit „Schutzempfohlenen“ so umgehen? Egal ob – zum größten Teil jedenfalls – Mädchen oder Frauen. Wobei im Laufe der Geschichte das Wort „Schutzempfohlene“ auf alle ausgedehnt wird. Haben wir nicht die moralische Verpflichtung allem und jedem Schutz zu bieten? Auch mal hinter die Fassaden, die verschlossenen Türen zu schauen? Missbrauch – kein leichtes Thema. Dennoch gelingt es Andreas Heßelmann klar zu benennen worum es geht.

In seiner fesselnden Geschichte zieht der Autor einen direkt hinein, macht einen zum Teil der Geschichte, wenn auch passiv. Oder, je nachdem auch aktiv. Weil man sich aktiv dem Thema Missbrauch nähert, sich mit ihm auseinandersetzt. Auseinandersetzen muss. Es sei denn, man legt das Buch beiseite. Was aber nicht – oder kaum möglich ist. Mit jeder Seite – dem Fortschritt der Geschichte – taucht man mehr und mehr in die einfühlsamen, zärtlichen, hinreissenden Beschreibungen der beiden Hauptfiguren Axel und Lisa ein. Erfährt mehr über eine beginnende Liebesbeziehung der beiden. Beleuchtet ebenso den Schicksalsschlag, den der Polizist Axel Bender die Tage seitdem zählend durchlebt. Wie er lernt und erfühlt seine Zählung wieder auf Null zu setzen.

Fazit: Kaufen und lesen. Unbedingt.