In Spanien zeichnet sich ein neuer Fahrstil ab, der die Regeln des Straßenverkehrs in Frage stellt. Dieser Trend, der als „conducir a la americana“ oder „Fahren nach amerikanischem Vorbild“ bezeichnet wird, führt dazu, dass Autofahrer auf der Autobahn zunehmend die mittlere oder linke Fahrspur benutzen, während die rechte Spur praktisch leer bleibt. Dieses Phänomen weicht von den spanischen Verkehrsregeln ab, die vorschreiben, dass die Autofahrer so weit wie möglich rechts fahren und nur zum Überholen nach links ausweichen.
Einer der Gründe für diese Änderung ist der schlechte Zustand vieler rechter Fahrspuren auf spanischen Autobahnen. Die rechte Fahrspur, die vor allem von Lkw stark befahren wird, weist aufgrund mangelnder Wartung oft erhebliche Schäden auf. Nach Angaben der Asociación Española de la Carretera, einer Organisation für die Instandhaltung von Straßen, sind die fehlenden Investitionen in die Infrastruktur ein großes Problem. Dies führt zu Setzungen, Spurrillen und anderen Defekten, die das Fahren auf der rechten Fahrspur unangenehm und manchmal sogar gefährlich machen.
Die A-6, eine wichtige Autobahn zwischen Madrid und La Coruña, wird oft als Beispiel für diesen schlechten Zustand angeführt. Die rechte Fahrspur leidet unter tiefen Spurrillen und Setzungen, die vor allem durch den schweren Lkw-Verkehr verursacht werden. Infolgedessen weichen die Autofahrer immer häufiger auf die mittlere oder linke Fahrspur aus, auch wenn sie nicht überholen.
Auch das Verhalten der Autofahrer und ihre Faulheit spielen eine Rolle. Viele geben zu, dass sie aus Gewohnheit immer in der Mitte fahren, vor allem, wenn die Straße ruhig ist. Experten warnen jedoch, dass ein solches Fahrverhalten nicht nur unnötige Staus, sondern auch gefährliche Situationen verursachen kann. Der nachfolgende Verkehr muss nämlich häufiger die Spur wechseln, um langsame Fahrer zu überholen.
Die Behörden weisen darauf hin, dass diese Fahrweise auch zu Problemen bei der Durchsetzung der Verkehrsregeln führen kann. Das Bußgeld für unnötiges Linksfahren beträgt 200 Euro, aber die Durchsetzung erweist sich als schwierig. Viele Autofahrer behaupten, dass sie die rechte Fahrspur wegen ihres schlechten Zustands meiden, und in einigen Fällen erweist sich dies als begründet.
Die Debatte über diesen Fahrstil wirft die Frage nach der Verantwortung sowohl der Regierung als auch der Autofahrer auf. Sollte der Staat mehr in die Instandhaltung der Autobahnen investieren, um die rechte Spur attraktiver zu machen? Oder liegt die Verantwortung bei den Autofahrern, die sich unter allen Umständen an die Regeln halten sollten?
Im Moment scheint sich der Trend zum „Fahren nach amerikanischem Vorbild “ trotz aller Kritik zu verbreiten. Er macht deutlich, dass sowohl eine bessere Infrastruktur als auch ein Umdenken bei den Autofahrern in Spanien erforderlich sind.
Quelle: Agenturen





