Ein Viertel der Kinder in Deutschland von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht

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Fast jedes vierte Kind unter 18 Jahren in Deutschland, 23,9 %, lebte im Jahr 2023 am Rande von Armut oder sozialer Ausgrenzung, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute (01.07.2024) mitteilt. Im Vergleich zu anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) lag das Armuts- oder Ausgrenzungsrisiko für Kinder und Jugendliche in Deutschland damit unter dem EU-weiten Durchschnitt von 24,8 %.

Dennoch war in mehr als der Hälfte der EU-Länder der Anteil der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Kinder und Jugendlichen niedriger als in Deutschland, und die anteilig am wenigsten betroffenen Kinder und Jugendlichen waren in Slowenien (10,7 %), Finnland (13,8 %) und den Niederlanden (14,3 %) zu finden. Dagegen waren in Rumänien 39,0 % der Kinder und Jugendlichen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, gefolgt von 34,5 % in Spanien und 33,9 % in Bulgarien.

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Gustav Knudsen | 1987

Insgesamt waren im Jahr 2023 in der EU etwa 19,9 Millionen Kinder von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Nach den Destatis-Daten, die auf der von Eurostat veröffentlichten Erhebung über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) beruhen, waren in Deutschland im vergangenen Jahr fast 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut bedroht, was einer Quote von 14,0 % entspricht, die damit leicht unter der Quote von 14,4 % für die Gesamtbevölkerung liegt, verglichen mit 15,0 % bzw. 14,8 % im Jahr 2022. Auf der anderen Seite sind Kinder und Jugendliche mit weniger gebildeten Eltern überdurchschnittlich von Armut bedroht.

So lag im Jahr 2023 die Armutsgefährdungsquote für Kinder, deren Eltern ein niedrigeres Bildungsniveau – Hauptschulabschluss und kein Berufsabschluss – hatten, bei 36,8 %, während sie für Kinder, deren Eltern ein mittleres Bildungsniveau – Berufsabschluss oder Abitur – hatten, bei 14,3 % lag. Hatten die Eltern einen höheren Bildungsabschluss, z.B. einen höheren Abschluss in einem Handwerksberuf oder einen Hochschulabschluss, lag die Armutsgefährdungsquote für Kinder bei 5,8 %.

Nach der europäischen Definition gilt eine Person als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des Medianeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt, das im Jahr 2023 für einen Alleinstehenden in Deutschland bei 1.314 Euro netto pro Monat und für ein Paar mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.759 Euro netto pro Monat liegt. Eine Person gilt als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen erfüllt ist: ihr verfügbares Einkommen liegt unter der Armutsrisikogrenze, ihr Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen oder sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.

Quelle: Agenturen