In Spanien tauchen in den sozialen Medien Behauptungen auf, dass die Europäische Union die Verwendung von Mehl aus Würmern in Produkten wie Brot, Keksen und anderen Teigwaren vorschreibt. In der Folge würden die Verbraucher Würmer essen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Diese Falschmeldung wurde inzwischen von der Europäischen Kommission selbst entkräftet. Dennoch hat sich die spanische Verbraucherorganisation mit dem Wie und Was der Verwendung von Wurm-Mehl in spanischen Lebensmitteln befasst.
Die Veröffentlichung dieser neuen Verordnung im Amtsblatt der Europäischen Union am 21. Januar 2025 löste sofort eine Welle von Fehlinformationen und alarmierenden Berichten über Wurm-Mehl aus. Die EU-Verordnung 2025/89 erlaubt es, Pulver aus UV-behandelten Mehlwurmlarven zu verkaufen und als Zutat in Lebensmitteln zu verwenden. Das bedeutet jedoch nicht, dass man unwissentlich Würmer isst.
In der Rubrik Faktencheck der spanischen Zeitung La Vanguardia wurden besorgte Fragen gestellt, ob es stimmt, dass die Europäische Union (EU) „den Verzehr von Mehl und dessen Derivaten, einschließlich Würmern, vorschreibt.“ In der Nachricht, die von einem YouTube-Video mit mehr als 17.000 Likes begleitet wurde, wurde behauptet, dass die „EU den Verzehr von Würmern gesetzlich vorschreibt“. In verschiedenen sozialen Medien wurde außerdem davor gewarnt, dass diese Insekten ohne Vorwarnung in vielen Produkten landen würden.
Nach den Vorschriften fallen diese und andere Insektenprodukte unter die Kategorie der neuartigen Lebensmittel. Das bedeutet, dass jedes Insekt, das als Lebensmittel auf den Markt kommt, zunächst von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eingehend geprüft wird. Erst nach der Zulassung darf es verkauft werden, einschließlich klarer Richtlinien für die Verwendung und Kennzeichnung. In der Tat gelten strenge Regeln für die Verwendung von Insekten als Zutaten, so auch die spanische Verbraucherorganisation OCU.
Der Verzehr von Insekten ist nichts Neues unter der Sonne. Sie werden weltweit verzehrt, in einigen Ländern schon seit Urzeiten, und sind als nahrhafte und nachhaltige Eiweißquelle bekannt. Nach Angaben der FAO, der UN-Organisation für Landwirtschaft und Ernährung, essen über 2 Milliarden Menschen Insekten. Die Europäische Union ist daher daran interessiert, die Erzeugung und Verwendung von Insekten in Lebensmitteln zu fördern, sofern sie sicher sind. Laut FAO sind Insekten sehr reich an Proteinen, den Vitaminen B1, B2 und B3, sie enthalten Omega 3 und 6, alle essentiellen Aminosäuren und sind eine wichtige Quelle für Mineralien wie Eisen.
Seit 2018 hat die EU mehrere Insektenarten für den menschlichen Verzehr zugelassen. Dazu gehören der Gelbe Mehlwurm (Tenebrio molitor), die Wanderheuschrecke, die Heimchen und die Larven des Mistkäfers. Diese Produkte haben sich als sicher erwiesen, sofern sie ordnungsgemäß verarbeitet und gekennzeichnet werden.
Alle zugelassenen Insektenbestandteile müssen auf der Verpackung ausdrücklich angegeben werden. Enthält ein Produkt Mehlwurm-Pulver, so wird es in der Zutatenliste als „Pulver behandelt mit der Bestrahlung von Larven des Mehlwurms (Tenebrio molitor)“ aufgeführt. Darüber hinaus sollten die Hersteller vor möglichen allergischen Reaktionen warnen. Diese können vor allem bei Menschen auftreten, die auch gegen Krebstiere allergisch sind.
Dass es mit Produkten aus Insekten in spanischen Supermärkten noch nicht so weit her ist, zeigt das folgende Experiment von Carrefour. Diese französische Supermarktkette beschloss 2018, ihr Sortiment um 10 Produkte zu erweitern , die Insekten wie Grillen und Würmer enthalten. Diese wurden für Beträge zwischen 2 und 7 Euro angeboten. Man konnte zum Beispiel Energieriegel, Snacks und Nudeln kaufen, die zum Teil aus Grillenpulver hergestellt waren. Nach einem Jahr wurden diese Insektenprodukte aufgrund enttäuschender Verkaufszahlen wieder aus den Regalen genommen.
Die Vorstellung, dass die EU Insekten unbemerkt in Ihre Lebensmittel lässt, ist also eine urbane Legende. Obwohl Insekten aufgrund ihrer Nachhaltigkeit und ihres Nährwerts zunehmend als Lebensmittel zugelassen werden, wird nichts ohne Ihr Wissen hinzugefügt. Sie wollen keine Mehlwürmer essen? Lesen Sie einfach das Etikett, dann wissen Sie genau, was in Ihrem Essen enthalten ist.
Quelle: Agenturen