Für Besucher Spaniens, insbesondere für Ausländer, sind die Schlafgewohnheiten der Spanier oft ein Grund für Verwunderung und Neugier. Wie ist es möglich, dass sie so spät ins Bett gehen und trotzdem früh zur Arbeit aufstehen? Und wie überstehen sie die Wochenenden mit so wenig Schlaf? Dieser faszinierende Lebensstil hat viele dazu veranlasst, in den sozialen Medien zu fragen: „Wann schlafen die Spanier eigentlich? Sind sie alle Vampire? Was ist ihr Geheimnis?“
Eine der häufigsten Antworten auf die Social-Media-Beiträge lautet: “Die Siesta, la siesta!“ Dies ist in der Tat ein weit verbreitetes Klischee über Spanier: Sie machen einen Mittagsschlaf, um die Müdigkeit durch die Hitze zu lindern. Aber entsprechen diese Annahmen auch der Realität?
Untersuchungen zeigen, dass dies nicht stimmt, da 60 % der Spanier nie eine Siesta machen. Nur 16 % tun dies täglich, 3 % machen am Wochenende eine Siesta und etwa 20 % tun dies gelegentlich. Dies zeigt, dass die Siesta sicherlich nicht die Norm für die Mehrheit der Spanier ist.
Allerdings gibt es regionale Unterschiede in Spanien, die hauptsächlich auf das Wetter, wie z.B. höhere Temperaturen, zurückzuführen sind.
Ein weiterer Aspekt, der die Schlafgewohnheiten der Spanier beeinflusst, sind die Arbeitszeiten und der Lebensstil. In Spanien öffnen die meisten Büros um 9 Uhr morgens und der normale Arbeitstag endet gegen 18 oder 19 Uhr. Es ist üblich, zwischen 21 und 23 Uhr zu Abend zu essen. Diese Kultur der späten Abendessen und langen Arbeitstage führt dazu, dass die Menschen lange aufbleiben und daher auch spät aufstehen. (Natürlich handelt es sich hierbei um einen Durchschnittswert, da es auch viele Unternehmen gibt, die später schließen).
Darüber hinaus sind Spanier im Allgemeinen gesellige und energiegeladene Menschen, die gerne ausgehen. An Wochenenden ist es nicht ungewöhnlich, bis in die frühen Morgenstunden unterwegs zu sein, was sich natürlich auf ihren Schlafrhythmus auswirkt.
Familienwerte und Traditionen spielen ebenfalls eine Rolle bei den Schlafgewohnheiten der Spanier. Familienmomente, wie ausgiebige Mahlzeiten und gesellige Zusammenkünfte, sind in der spanischen Kultur sehr wichtig. Das bedeutet, dass manchmal der Qualität der Zeit mit Familie und Freunden Vorrang eingeräumt wird, auch wenn dies auf Kosten der Schlafdauer geht.
Hinzu kommt die Tradition der „sobremesa“, bei der man nach dem Essen noch lange am Tisch sitzen bleibt, um sich zu unterhalten und etwas zu trinken. Dies verlängert die Abendstunden und verschiebt die Zeit, zu der man ins Bett geht.
Obwohl es den Anschein hat, als würden Spanier wenig schlafen, versuchen die meisten dennoch, einen gesunden Schlafrhythmus einzuhalten. Dieser kann von Person zu Person variieren, aber im Allgemeinen gehen Spanier zwischen 23 und 1 Uhr nachts ins Bett, stehen zwischen 7 und 9 Uhr morgens auf und streben durchschnittlich 7 bis 8 Stunden Schlaf pro Nacht an.
Obwohl die Siesta nicht so weit verbreitet ist, wie man denkt, wissen die Spanier die Bedeutung von kurzen Nickerchen oder Ruhepausen während des Tages zu schätzen. Das kann von einem 20-minütigen Powernap bis zu einer Stunde Entspannung mit einem Buch oder einer Zeitschrift reichen. Vor allem in den wärmeren Monaten oder nach einem schweren Mittagessen kann eine solche Pause helfen, Energie und Konzentration aufrechtzuerhalten.
Ein typischer Arbeitstag eines Spaniers sieht wie folgt aus, wobei dieser Zeitplan je nach Region, Beruf und persönlichen Vorlieben variieren kann:
7-9 Uhr: Aufstehen und Frühstücken
9-14 Uhr: Arbeiten mit einer kurzen Pause für ein leichtes Mittagessen
14-16 Uhr: Mittagspause für eine reichhaltigere Mahlzeit und eventuell eine Siesta
16-19 Uhr: Weitere Arbeitszeit
21-23 Uhr: Abendessen mit Familie oder Freunden
23 Uhr – 1 Uhr: Entspannen, Fernsehen, soziale Aktivitäten
1 Uhr oder später: Schlafengehen
Quelle: Agenturen