Die Zahl der Frauen, die in Spanien bis 2023 durch häusliche Gewalt getötet werden, ist bisher auf 55 gestiegen. Das sind sechs mehr als im gesamten Jahr 2022. Der jüngste Mord betraf eine 80-jährige Frau aus A Coruña, die am 1. Dezember von ihrem 88-jährigen Ehemann getötet wurde. Der 88-jährige Mann soll seine Frau mit einer Stichwaffe getötet und anschließend Selbstmord begangen haben. Die Leichen der beiden wurden am Freitagmorgen von seiner Schwiegertochter gefunden, als sie in der Wohnung des Paares eintraf.
In Spanien gibt es seit Jahren ein hohes Maß an geschlechtsspezifischer Gewalt. Seit 2003, als die Zahlen erstmals erfasst wurden, wurden bereits 1.237 Frauen von ihren (ehemaligen) Partnern ermordet. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr, aber es scheint kaum eine Verbesserung zu geben.
Bis 2023 scheinen die Zahlen sogar noch schlechter zu werden. Bis zum 1. Dezember wurden in diesem Jahr bereits 55 Frauen ermordet, im Vergleich zu 49 im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, werden die Gesamtzahlen im Jahr 2023 höher sein als im Jahr 2022.
Häusliche oder geschlechtsspezifische Gewalt ist in Spanien immer noch ein Tabuthema. Sie wird als Privatangelegenheit betrachtet, in die sich Außenstehende nicht einmischen sollten. Dieses Tabu hindert die Opfer daran, Hilfe zu suchen und aus der Isolation herauszukommen. Die Opfer schweigen aus Scham oder aus Angst vor Repressalien seitens des Täters. Auch die Menschen im Umfeld der Opfer schweigen oft oder spielen die Situation herunter. Viele Spanier sind der Meinung, dass sich der Staat nicht in die „Privatsphäre“ einmischen sollte. Häusliche Gewalt ist eine Familienangelegenheit, die in den eigenen vier Wänden gelöst werden sollte.
Statistiken zeigen, dass Frauen bei weitem die meisten Opfer von Gewalt in der Partnerschaft sind. Von den 55 Morden im Jahr 2023 betrafen alle weibliche Opfer. Ihre Angreifer waren männliche (Ex-)Partner. Generell sind Frauen auch häufiger Opfer als Männer. Untersuchungen zeigen, dass jede dritte spanische Frau schon einmal eine Form von sexueller Gewalt durch einen Partner erlebt hat.
Es gibt verschiedene Formen von Partner- oder Geschlechtergewalt:
Körperliche Gewalt: Dazu gehören Schläge, Tritte, Haare ziehen und andere Formen der körperlichen Misshandlung. Dies ist die sichtbarste Form.
Emotionaler Missbrauch: Abfällige Bemerkungen, Belästigung, Manipulation. Dies untergräbt das Selbstwertgefühl.
Wirtschaftlicher Missbrauch: Kontrolle über Geld, Verweigerung des Zugangs zu Bankkonten. Das Opfer wird in finanzieller Abhängigkeit gehalten.
Für Opfer von Partnergewalt gibt es Organisationen, die Hilfe anbieten:
Telefonische Beratungsstellen (016-Nummer in Spanien)
Polizei (091 oder 062 Anrufe)
Chat-Dienste und WhatsApp-Hilfe
Schutzräume, um in Sicherheit zu bleiben
Juristische Unterstützung
Therapie zur Bewältigung von Traumata
Website für Hilfe und Informationen
Quelle: Agenturen



