Nach den schockierenden Beschmierungen deutscher Immobilien in Santanyí kam es auf Mallorca zu einer weiteren auffälligen Graffiti-Aktion. In der Nacht von Freitag auf Samstag, den 12. Juli, wurde die Fassade des balearischen Tourismusministeriums in Palma mit roter Farbe beschmiert. Auf dem monumentalen Gebäude in der Carrer Montenegro steht nun auf Katalanisch: „Culpables de la nostra misèria” – „Die Schuldigen an unserem Leid”.
Unter dem Slogan steht das Wort „Arran”, der Name einer linksradikalen Jugendorganisation, die sich häufig gegen den Massentourismus auf den Balearen einsetzt. Ob die Gruppe tatsächlich hinter dieser Aktion steckt, ist noch nicht bestätigt.
Die Regierung der Balearen reagierte empört auf den Vorfall. In einer offiziellen Erklärung spricht sie von einem „frontalen und inakzeptablen Angriff auf den Tourismussektor, der schon viel zu lange zu Unrecht schikaniert wird”. Tourismusminister Jaume Bauzà betonte: „Der Tourismus ist nicht das Problem. Er ist die Lokomotive, die uns zu Lösungen führt.“
Seiner Ansicht nach handelt es sich dabei nicht nur um Vandalismus an einem historischen Gebäude, sondern auch um einen „unverhältnismäßigen Angriff auf einen Sektor, der für den Wohlstand der Inseln von wesentlicher Bedeutung ist”. Die Regierung kündigte an, Anzeige zu erstatten.
Die Graffiti tauchten genau eine Woche nach den umstrittenen Parolen in Santanyí auf. Damals wurden mit roter Farbe Begriffe wie „Raus“ und „Fuera alemanes“ auf Geschäfte und Autos von ausländischen Bewohnern – vor allem Deutschen – gesprüht. Auch anderswo auf der Insel, beispielsweise in Palma und Campos, wurden ähnliche Vorfälle gemeldet.
Obwohl die Aktionen sich scheinbar gegen den Tourismus und ausländische Käufer richten, zeigen die Reaktionen von Anwohnern und Betroffenen, dass die Frustration vor allem auf die steigenden Immobilienpreise und den Mangel an bezahlbarem Wohnraum für die lokale Bevölkerung zurückzuführen ist. Vor allem wohlhabende ausländische Käufer werden als Treiber dieser Entwicklung gesehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich diese gesellschaftliche Unzufriedenheit in Protesten oder Vandalismus äußert. Im Juni gab es noch massive Demonstrationen gegen die Wohnungskrise auf den Inseln. Die Einwohner befürchten, dass sie aufgrund der hohen Preise ihre Heimat verlassen müssen.
Zwar heißen viele Einwohner ausländische Besucher weiterhin willkommen, doch der Ruf nach politischen Maßnahmen wird immer lauter. Die jüngsten Schmierereien – so verwerflich sie auch sein mögen – sind lediglich die Spitze eines Eisbergs voller struktureller Probleme.
Quelle: Agenturen