In der heutigen Gesellschaft scheint es nicht mehr auszureichen, einen Arbeitsplatz zu haben, um ein würdiges Leben zu führen. Trotz steigender Beschäftigung und Wirtschaftswachstum leben Millionen von Menschen weiterhin in Armut, obwohl sie jeden Tag zur Arbeit gehen. Heute leben fast 14 % der Erwerbstätigen unterhalb der Armutsgrenze. Mit anderen Worten: 29 % der armutsgefährdeten Menschen haben einen Arbeitsplatz, der jedoch von so geringer Qualität ist, dass er nicht ausreicht, um der Armut zu entkommen.
Laut der ersten von Oxfam Intermón durchgeführten Umfrage zum Thema Ungleichheit gaben 37 % der befragten Personen, die tatsächlich von Armut betroffen sind, an, dass ihr Gehalt ihnen kein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Das sind fast 20 % mehr als die Unzufriedenheit derjenigen, die eine Arbeit haben und über der Armutsgrenze liegen.
Die Folgen der Erwerbsarmut sind nicht nur finanzieller Art (z.B. keine Möglichkeit, zu sparen oder unerwartete Zahlungen zu leisten), sondern gehen über das Materielle hinaus. Menschen, die in Arbeitsarmut leben, berichten von einem schlechteren emotionalen Zustand: 28 % sind mit ihrem Gefühlsleben wenig oder gar nicht zufrieden, während es bei denjenigen, die in einem guten Einkommen leben, nur 20 % sind.
Der Bericht von Oxfam Intermón zeigt, dass fast 30 % der Menschen außerhalb der EU in Arbeitsarmut leben, 20 % mehr als die in Spanien Geborenen. Das Herkunftsland spielt eine wichtige Rolle dabei, wer am meisten von Arbeitsarmut betroffen ist. Betrachtet man die spanischen autonomen Regionen, so liegt Andalusien mit einer Erwerbsarmutsquote von 19,4 % an der Spitze, gefolgt von Extremadura (17,2 %) und Kastilien-La Mancha (15,4 %).
Der landwirtschaftliche Sektor ist sehr anfällig für Erwerbsarmut. Trotz harter Arbeit bleiben die Einkommen oft niedrig und hinter dem Lebensstandard zurück. Viele Arbeitnehmer arbeiten lange für wenig Lohn und haben kaum Zeit für Bildung oder Karrieremöglichkeiten. Unsichere und schlechte Arbeitsbedingungen verschärfen dieses Problem.
Auch im Haushaltssektor gibt es Probleme aufgrund von Arbeitsarmut. Frauen und Migranten sind in diesem Sektor stark vertreten und werden häufig ausgebeutet. Trotz ihrer wertvollen Arbeit erhalten sie niedrige Löhne und sind nicht durch das Arbeitsrecht geschützt. Der Mangel an sozialer Sicherheit und Rechten erschwert die finanzielle Unabhängigkeit und zwingt viele dazu, mehrere Jobs zu kombinieren, was zu Erschöpfung und sozialen Problemen führt.
Neben der Landwirtschaft und dem Haushaltssektor sind auch das Gastgewerbe und das Baugewerbe stark von der Arbeitsarmut betroffen. In diesen Sektoren gibt es häufig befristete Verträge und unvorhersehbare Arbeitszeiten, die bei den Arbeitnehmern ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufen. Die meisten Menschen in diesen Sektoren haben Mühe, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Quelle: Agenturen





