Die islamistische Organisation Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, überwacht seit Jahren die politischen Aktivitäten, Online-Postings und offenbar sogar das Liebesleben der Palästinenser, die in dem zwischen einer israelischen Blockade und einer repressiven Sicherheitskraft gefangenen Streifen leben, so eine Untersuchung der New York Times (NYT).
Hamas-Führer Yahya Sinwar hat jahrelang eine geheime Polizeitruppe in Gaza geleitet, die gewöhnliche Palästinenser überwachte und Akten über junge Leute, Journalisten und Personen, die die Regierung in Frage stellten, anlegte, so die NYT.
Die Zeitung, die sich auf interne Dokumente des Gazastreifens und israelische Geheimdienstmitarbeiter beruft, spricht von einer Einheit, dem so genannten Allgemeinen Sicherheitsdienst, der sich auf ein Netz von Informanten aus dem Gazastreifen stützte, von denen einige ihre eigenen Nachbarn an die Polizei meldeten.
Die Dokumente wurden der Times von Beamten des israelischen Militärgeheimdienstes zur Verfügung gestellt, die sagten, sie seien bei Razzien im Gazastreifen beschlagnahmt worden.
Viele der Bewohner des Gazastreifens sind in den Sicherheitsdateien gelandet, weil sie an Protesten teilgenommen oder die Hamas öffentlich kritisiert haben, eine Bewegung, die von den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union als terroristisch eingestuft wird. In einigen Fällen gingen die Durchsuchungen und Überwachungen so weit, dass Einzelpersonen verfolgt wurden, um festzustellen, ob sie außereheliche Beziehungen hatten, so die NYT.
Die Zeitung berichtet, dass die Hamas im Gazastreifen seit langem ein repressives Regierungssystem betreibt und viele Palästinenser dort wissen, dass sie von Sicherheitsbeamten genau beobachtet werden.
Die 62 Seiten umfassenden Dokumente über die Aktivitäten des Allgemeinen Sicherheitsdienstes, auf die die Zeitung Zugriff hat und die nur wenige Wochen vor dem Angriff auf Israel am 7. Oktober, der den Gaza-Krieg auslöste, verfasst wurden, zeigen, in welchem Ausmaß die weitgehend unbekannte Einheit in das Leben der Palästinenser eingedrungen ist.
„Wir waren dem Beschuss durch die Besatzung und der Gewalt der örtlichen Behörden ausgesetzt“, sagte Ehab Fasfous, ein Journalist aus dem Streifen, der in den Akten des Allgemeinen Sicherheitsdienstes auftaucht, in einem Telefoninterview aus Gaza.
Quelle: Agenturen
