Auf den ersten Blick scheint der Debütfilm der britischen Regisseurin Molly Manning Walker, (2024), vertrautes Terrain zu betreten: eine Coming-of-Age-Geschichte, die während eines Prüfungsurlaubs auf Mallorca spielt. Doch der Film entpuppt sich als besonders scharfsinnig, wenn es darum geht, ein sensibles, aber relevantes Thema rund um Sex zu hinterfragen: die Einwilligung.
Die Geschichte handelt von den Freundinnen Tara, Em und Sky, die in Erwartung ihrer Prüfungsergebnisse ihre wohlverdiente Freiheit auf Mallorca, einem der vielen Epizentren für Alkohol, Drogen und gleichgesinnte Partylöwen, voll auskosten wollen.
Die erste Hälfte des Films ist besonders lustig. Die drei Freundinnen haben unglaublich viel Spaß miteinander, und diese Chemie sorgt für besonders witzige Wortwechsel. Dazu kommt eine angenehme Kameraführung und eine weiche Farbpalette, die die Atmosphäre des Films sofort abrundet. Eine besondere Erwähnung verdient die besonders passend gewählte Musik.
Es war zu erwarten, dass diese Stimmung irgendwann kippen muss. Darin liegt die Stärke des Films: Er zeigt die Komplexität des Einverständnisses beim Sex. Was auf dem Papier einfach erscheint („Nein ist Nein“), kann in der Realität viel weniger schwarz und weiß sein. Der Film zeigt eine Grauzone, ohne mit dem Finger zu zeigen oder in Klischees wie „Jungs wollen nur das eine“ zu verfallen. Themen wie Elternschaft, Schutz, Freundschaft, Grenzüberschreitung, Eifersucht und pubertäre Unsicherheit kommen ebenfalls zur Sprache. Erwähnenswert ist auch die grundsolide schauspielerische Leistung von Mia McKenna-Bruce, deren Körpersprache mehr als tausend Worte sagen kann. Eine beispiellos genaue Darstellung der Unsicherheit junger Erwachsener.
Der Film wirft außerordentlich viele Fragen auf, weshalb er auch so gut in Erinnerung bleibt. Wie wurden diese Jungen und Mädchen erzogen? Inwieweit kann man Szenen wie diese vermeiden? Wie kann man seine Grenzen sicher ausloten? Ist das überhaupt möglich? Inwieweit können und wollen Sie Teenager vor so etwas schützen? Gibt es einen völlig sicheren Weg zum Erwachsenwerden? All diese Fragen und noch mehr sorgen für unglaublich interessanten Gesprächsstoff. Der Film wirft ein ernsthaftes und differenziertes Licht auf diese Fragen.
How to Have Sex ist auf jeden Fall empfehlenswert. Es ist ein ausgewogener Film, dem es gelingt, zu unterhalten und Fragen aufzuwerfen. Er macht den Zuschauer nervös, ohne harte Urteile zu fällen oder einfache Lösungen anzubieten. Und im Gegensatz zu dem, was der Titel vermuten lässt, ist der Film alles andere als eine Anleitung zum Liebesspiel.





