Ideenwettbewerb für das Gesa-Areal

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Die Stadt Palma auf Mallorca steht vor einer bedeutenden Entscheidung: Der Ideenwettbewerb für das Areal rund um das ehemalige Gesa-Gebäude birgt das Potenzial, das Gesicht der Stadt nachhaltig zu verändern. Mit einem Investitionsvolumen von rund 91 Millionen Euro, von denen allein 40 Millionen in die Sanierung des markanten Gesa-Baus fließen sollen, ist das Projekt ambitioniert. Geplant sind zudem unterirdische Neubauten, ein Parkhaus für 700 Fahrzeuge, mehr Grünflächen und die Tieferlegung einer Fahrbahn.

Die Umgestaltung verspricht, neue Ausstellungsflächen im Gesa-Gebäude zu schaffen und den öffentlichen Raum aufzuwerten. Doch birgt das Vorhaben auch Risiken und wirft wichtige Fragen auf. Dient es wirklich dem Wohl der Stadtgesellschaft, oder werden vor allem Auto- und Immobilieninteressen auf Kosten des öffentlichen Raums bedient?

Diese Frage muss im Zentrum der Debatte stehen. Die geplanten Investitionen in Kultur sind zwar positiv zu bewerten, doch die Dimension des Parkhauses und die Tieferlegung der Straße werfen Bedenken auf.

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Solche Entscheidungen haben weitreichende Auswirkungen darauf, wie sich Menschen in Palma bewegen, wo Kinder spielen und wie der Zugang zum Meer am Paseo Marítimo erlebt wird. Es geht also um mehr als nur Fassaden.

Die konkreten Zahlen – 91 Millionen Euro Gesamtvolumen, 40 Millionen für das Gesa-Gebäude – sind beeindruckend. Allerdings geben sie keine Auskunft darüber, wie die Betriebskosten der neuen Anlagen finanziert werden sollen, wer die Parkplätze nutzen wird und wie sich der Umbau auf die tägliche Verkehrsbelastung auswirkt.

Ein Parkhaus mit 700 Stellplätzen könnte einen zusätzlichen Anreiz für Autofahrer schaffen, in die Innenstadt zu fahren – gerade in einer Zeit, in der viele Städte auf nachhaltige Mobilitätskonzepte setzen, die den Fokus auf Rad-, Bus- und Fußverkehr legen. Die Tieferlegung der Straße mag kurzfristig Entlastung bringen, könnte aber langfristig den Verkehr sogar verstärken.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, der in den Eckdaten des Projekts fehlt, ist die Klimafestigkeit. Wie wird das Projekt auf zunehmende Regenereignisse und den steigenden Meeresspiegel reagieren?

Unterirdische Bauten stellen besondere Anforderungen an Abdichtung und Drainage, was zusätzliche Kosten verursachen kann. Die Perspektive der Anwohner, der kleinen Geschäftsleute an der Promenade und der Menschen, die den Paseo Marítimo täglich nutzen, wird im öffentlichen Diskurs oft vernachlässigt. Es fehlen fundierte Verkehrsstudien, Schätzungen zur Parkpreisgestaltung, Aussagen zur Finanzierung und verbindliche Zusagen zur Nutzung der neuen Ausstellungsflächen.

Werden diese öffentlich zugänglich bleiben oder überwiegend für lukrative Sonderausstellungen vermietet? Um sicherzustellen, dass der Wettbewerb nicht an der Realität vorbeigeht, sind konkrete Lösungsansätze erforderlich. Anstelle von 700 Stellplätzen könnte ein Mix aus Kurzzeitparkplätzen, deutlich mehr Fahrradstellplätzen und sicheren Busanbindungen vorgesehen werden. Parkflächen könnten dezentralisiert und die Innenstadt autofreier gestaltet werden. Ein Teil der Ausstellungsfläche sollte verbindlich für lokale Kulturinitiativen reserviert werden, ohne hohe Mieten zu erheben. Temporäre Nutzungen während der Bauphase könnten lokale Anbieter unterstützen. Umwelt- und Klimarisiken müssen frühzeitig geprüft werden. Hochwasser-, Grundwasser- und Abdichtungspläne sollten offengelegt, Energiekonzepte mit Solar- und Geothermie berücksichtigt und nachhaltige Baumaterialien bevorzugt werden. Die Bauphasen sollten so geplant werden, dass die Geschäftsstraßen nicht monatelang abgeschnitten sind.

Ein transparenter Zeitplan, Ersatzparkplätze und Lärmminimierungsauflagen sind unerlässlich. Die Beteiligung der Öffentlichkeit sollte gestärkt werden. Stadtteilforen, Nachtveranstaltungen, digitale Entwürfe zur Kommentierung und die Verpflichtung der Preisträger zur Umsetzung kleinerer, früh sichtbarer Verbesserungen würden Vertrauen schaffen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Idee, das Gesa-Gebäude für Kultur zu öffnen und mehr Grün zu schaffen, grundsätzlich positiv ist. Die Kritik ist jedoch berechtigt, da die Ausweisung riesiger Parkflächen und die Tieferlegung der Straße die Priorität auf den Autoverkehr legen, anstatt die Lebensqualität zu verbessern.

Wenn die Stadt den Wettbewerb ernst nimmt, muss sie die Bedingungen so formulieren, dass soziale Nutzung, Klimaanpassung und Mobilitätswandel Vorrang haben. Andernfalls droht ein teurer Umbau, der vor allem neue Parkflächen für Pendler schafft – und die Menschen, die den Paseo täglich nutzen, kaum gewinnt. Es ist entscheidend, dass die Bedürfnisse der Stadtgesellschaft in den Mittelpunkt der Planung gestellt werden, um eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für Palma zu gestalten.

Quelle: Agenturen