In den letzten Jahrzehnten hat der Tourismus auf den Kanarischen Inseln einen enormen Aufschwung erlebt, ein Sektor, auf den heute 35 % des BIP und fast 40 % der Arbeitsplätze auf den Inseln entfallen.
Während die Tourismuszahlen weiterhin Rekorde brechen und die Regierungen und das Hotelgewerbe einer boomenden Zukunft entgegensehen, wächst die Unzufriedenheit in Teilen der lokalen Bevölkerung. Sie sind verärgert über die Auswüchse des Entwicklungsmodells und glauben, dass die Grenzen der Belastbarkeit der Inseln erreicht sind.
Die Kanarischen Inseln haben gerade ihr zweitbestes Jahr aller Zeiten erlebt. Im Jahr 2023 besuchten 13,9 Millionen ausländische Touristen die Inseln, 13 % mehr als im Jahr 2022 und 6 % mehr als im Jahr 2019 vor der Pandemie. Allein im Februar 2024 kamen 1,4 Millionen ausländische Touristen, 14 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Sie gaben während ihres Aufenthalts 2,2 Milliarden Euro aus, ein Plus von 22 %.
Die Erwartungen für den Sommer 2024 sind hoch: Die Zahl der gebuchten Flugsitze wird im Vergleich zu 2023 um 10 % auf 12,1 Millionen ansteigen. Diese Zahlen verdeutlichen die zentrale Rolle, die der Tourismus für die kanarische Wirtschaft spielt.
Angesichts des anhaltenden Wachstums des Tourismussektors und der wirtschaftlichen Abhängigkeit der Inseln von dieser Branche halten viele Politiker und Unternehmer eine weitere Expansion für unvermeidlich. Doch aus anderen Ecken der Gesellschaft wächst die Kritik. Für den 20. April ist auf fünf Inseln eine Großdemonstration gegen den Massentourismus unter dem Motto #CanariasTieneUnLimite geplant.
Trotz der wirtschaftlichen Vorteile äußern immer mehr Kanaren ihre Unzufriedenheit mit den Nachteilen des Massentourismus. Ständige Verkehrsstaus auf Teneriffa und Gran Canaria, steigende Immobilienpreise in städtischen und touristischen Gebieten und die Überlastung sensibler Naturgebiete durch Touristen dank Internet und sozialer Medien sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Einige Beispiele:
Soziale Medien führen zu einem massiven Zustrom von Touristen in ruhige Naturgebiete auf den Inseln. Dies hat schwerwiegende Folgen für die empfindlichen Ökosysteme. Die Einheimischen wollen ein anderes Tourismusmodell. Häufig gibt es Proteste gegen Projekte wie Hochspannungsmasten und Ölförderung. Neben diesen strukturellen Problemen spielen auch einige aktuelle Ereignisse eine Rolle bei den zunehmenden Spannungen im Zusammenhang mit dem Tourismus auf den Kanarischen Inseln. Immer mehr Menschen müssen die Inseln wegen der hohen Kosten verlassen. Viele sind der Meinung, dass die Kanarischen Inseln für Einheimische zu teuer werden.
Vor kurzem gab es einige öffentlichkeitswirksame Vorfälle mit protestierenden Touristen, die an Flughäfen ankamen. Obwohl die meisten Proteste friedlich verliefen, machen sich das Hotelgewerbe und die Regierungen Sorgen um den Ruf der Inseln als Reiseziel.
Das Hotelgewerbe und die regionalen Regierungsbeamten befürchten, dass solche Proteste und die negative Berichterstattung nach hinten losgehen und Touristen abschrecken könnten. Sie rufen zur Ruhe auf und warnen vor der Gefahr der „Tourismusfeindlichkeit“.
Im Mittelpunkt der Proteste steht die Überzeugung, dass das derzeitige Wirtschaftsmodell, das so stark vom Massentourismus abhängt, aus dem Ruder läuft. Die Kosten für die Umwelt und die Gemeinschaft werden als zu hoch empfunden.
Die Kritiker argumentieren, dass die kanarische Wirtschaft immer noch zu einseitig auf die Förderung des Tourismus ausgerichtet ist, während andere Sektoren ins Hintertreffen geraten. Sie fordern eine stärkere Diversifizierung und Investitionen in nachhaltige, hochwertige Sektoren.
Die Kehrseite des Tourismusbooms sind Umweltprobleme wie die Überbeanspruchung von Naturräumen, Umweltverschmutzung und die Erschöpfung von Ressourcen wie Wasser und Energie. Auch die Abwanderung zahlreicher Inselbewohner, die es sich nicht mehr leisten können, dort zu leben, ist ein Problem.
Quelle: Agenturen