Der größte Eisberg der Welt ist zum ersten Mal seit mehr als drei Jahrzehnten wieder in Bewegung, wie Wissenschaftler am Freitag (24.11.2023) mitteilten. Mit fast 4.000 Quadratkilometern ist der A23a genannte Eisberg in der Antarktis etwa dreimal so groß wie New York City. Seit er 1986 vom Filchner-Ronne-Schelfeis in der Westantarktis abbrach, war der Eisberg, der einst eine sowjetische Forschungsstation beherbergte, gestrandet, nachdem seine Basis auf dem Boden des Weddellmeeres stecken geblieben war. Doch damit ist jetzt Schluss.
Jüngste Satellitenbilder zeigen, dass sich der Eisberg, der fast eine Milliarde Tonnen wiegt, nun schnell an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel vorbeibewegt, unterstützt von starken Winden und Strömungen. Laut dem Glaziologen des British Antarctic Survey, Oliver Marsh, ist es selten, dass ein Eisberg dieser Größe in Bewegung ist, weshalb die Wissenschaftler seine „Flugbahn“ genau beobachten werden.
Mit zunehmender Geschwindigkeit wird der kolossale Eisberg wahrscheinlich in Richtung des antarktischen Zirkumpolarstroms rasen. Dieser wird ihn in das Südpolarmeer treiben lassen, in eine Richtung, die als „iceberg alley“ bekannt ist, wo andere Eisberge dieser Art in dunklen Gewässern treiben. Warum der Eisberg jetzt „flieht“, ist noch unklar. „Wahrscheinlich ist er im Laufe der Zeit etwas dünner geworden und hat etwas mehr Auftrieb bekommen, so dass er sich vom Meeresboden abheben und von den Meeresströmungen angetrieben werden konnte“, erklärt Marsh.
A23a ist außerdem einer der ältesten Eisberge der Welt. Es ist möglich, dass A23a erneut auf der Insel Südgeorgien auf Grund läuft. Das wäre ein Problem für die Tierwelt der Antarktis. Millionen von Robben, Pinguinen und Seevögeln brüten auf der Insel und ernähren sich in den umliegenden Gewässern. Behemoth A23a könnte diesen Zugang abschneiden.
Im Jahr 2020 löste ein anderer riesiger Eisberg, A68, Befürchtungen aus, dass er mit Südgeorgien kollidieren, das Meeresleben auf dem Meeresgrund zerquetschen und den Zugang zu Nahrung abschneiden würde. Diese Katastrophe wurde schließlich abgewendet, als der Eisberg in kleinere Stücke zerbrach, was auch bei A63a passieren könnte. Aber „ein Eisberg dieser Größe kann im Südpolarmeer lange überleben, obwohl es dort viel wärmer ist, und könnte sich seinen Weg nach Norden in Richtung Südafrika bahnen, wo er den Schiffsverkehr stören könnte“, sagt Marsh.
Quelle: Agenturen