Die Inflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, das jeden betrifft, aber nirgendwo ist sie so spürbar wie in den täglichen Gewohnheiten der Menschen. In Spanien, wo die Kneipenkultur ein wesentlicher Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens ist, sind die Auswirkungen der Inflation besonders stark zu spüren.
Die Preise für Getränke und Snacks in den Bars sind infolge der Inflation gestiegen, was die Menschen dazu veranlasst, seltener auszugehen oder ihre Bestellungen einzuschränken. Dies betrifft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch die Bars selbst, die mit rückläufigen Kundenzahlen und Umsätzen konfrontiert sind.
Der Preisanstieg in spanischen Bars kommt nicht von ungefähr. Es gibt mehrere Faktoren, die zu dieser Entwicklung beitragen, wobei die Steuerlast eine zentrale Rolle spielt. Die Gaststättenbetreiber weisen darauf hin, dass sie mit einem erheblichen Anstieg der von ihnen zu zahlenden Steuern konfrontiert sind, der direkt auf die Verbraucherpreise umgelegt wird.
Die steuerliche Belastung des Gastgewerbes in Spanien ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Dies hat dazu geführt, dass die Barbesitzer gezwungen sind, ihre Preise zu erhöhen, um rentabel zu bleiben. Ein typisches Beispiel ist der Preis für eine Caña“ (ein kleines Glas Bier), der in vielen Lokalen von etwa 1,80 € auf 2,20 € oder in einigen Teilen Madrids sogar auf 2,90 € gestiegen ist.
Diese Preiserhöhungen sind nicht nur auf höhere Steuern, sondern auch auf steigende Kosten für Rohstoffe, Energie und Personal zurückzuführen. Kneipenbesitzer müssen einen Spagat zwischen der Bindung ihrer Kunden und der Deckung ihrer gestiegenen Ausgaben schaffen.
Die höheren Preise haben spürbare Auswirkungen auf das Verbraucherverhalten. Während es früher üblich war, dass eine Gruppe von Freunden mehrere Runden trank und jeder abwechselnd zahlte, ist heute eine Verschiebung hin zu einem moderateren Konsum zu beobachten. Die Menschen gehen vorsichtiger mit ihren Ausgaben um und beschränken sich oft auf ein oder zwei Getränke pro Abend.
Diese Änderung des Verbraucherverhaltens wirkt sich wiederum auf die Einnahmen der Bars und Kneipen aus. Barbesitzer stellen fest, dass die Kunden weniger geneigt sind, länger zu bleiben und mehrere Getränke zu konsumieren, was zu geringeren Einnahmen pro Kunde führt.
Eine der auffälligsten Veränderungen in der spanischen Barkultur ist der Rückgang der Tradition, „Runden“ zu geben. Dieser Brauch, bei dem Freunde abwechselnd eine Runde Getränke für die ganze Gruppe kaufen, war lange Zeit ein Eckpfeiler des gesellschaftlichen Lebens in spanischen Bars und Cafés.
Die Tradition des Schenkens von Runden ist tief in der spanischen Kultur verwurzelt und wird als Ausdruck von Freundschaft und Großzügigkeit angesehen. Die wirtschaftliche Realität der steigenden Preise macht es jedoch immer schwieriger, diese Tradition aufrechtzuerhalten. Eine einzige Runde für eine Gruppe von vier oder fünf Freunden kann leicht 25 € oder mehr erreichen, ein Betrag, der für viele nicht mehr regelmäßig zu bezahlen ist.
Barbesitzer und Stammgäste stellen fest, dass Gruppen, die früher mehrere Runden während eines Abends getrunken haben, heute oft nur noch eine oder zwei Runden trinken und den Rest des Abends selbst bezahlen. Diese Veränderung spiegelt ein allgemeines verändertes Verbraucherverhalten als Reaktion auf den wirtschaftlichen Druck wider.
Quelle: Agenturen