Der Ausbruch eines militärischen Konflikts um Taiwan wäre ein „Horrorszenario“ mit Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, warnte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am Freitag (14.04.2023) in Peking. „Die Schockwellen einer solchen Krise in der Weltwirtschaft würden auch China und Deutschland als Handelsnationen treffen“, sagte Baerbock auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem chinesischen Amtskollegen Quin Gang, berichteten deutsche Medien.
Die deutsche Ministerin bekräftigte, dass ihr Land an seiner „Ein-China-Politik“ festhalte, dass die Berliner Regierung aber gleichzeitig besorgt sei über die aktuelle Situation um die Insel Taiwan. Quin seinerseits bekräftigte, dass Taiwan ein Teil Chinas sei und er eine „Einmischung von außen“ in die Angelegenheiten der Insel ablehne. Er fügte hinzu, dass die Länder, die das Ein-China-Prinzip bejahen, separatistische Aktivitäten“ in dem Gebiet zurückweisen sollten, wenn dieses Prinzip respektiert werden soll.
In ihrer Medienansprache sprachen die beiden Minister auch die Menschenrechtssituation in China an. Quin sagte, dass China in diesem Bereich „am wenigsten eine Meisterklasse des Westens braucht“ und lehnte es ab, dass es „einheitliche Standards“ in der Welt gibt. Baerbock sagte ihrerseits, dass es solche einheitlichen Standards in Bezug auf die Achtung der Menschenrechte gebe und erinnerte daran, dass diese „allgemein“ seien und sowohl in der Charta der Vereinten Nationen als auch in der UN-Menschenrechtskonvention enthalten seien.
Die deutsche Ministerin betonte, dass die Achtung der Menschenrechte auch einen Aspekt habe, der die wirtschaftlichen Interessen der bilateralen Beziehungen berühre. „Wo es Unternehmen gibt, die sich auf Kosten der Menschenrechte Vorteile verschaffen, gibt es keinen fairen Wettbewerb“, betonte Baerbock. Mit der Reise der deutschen Ministerin nach China wurde das 2014 begonnene Dialogformat des so genannten strategischen Dialogs wieder aufgenommen.
Die grüne Ministerin traf am Donnerstag in der nördlichen Metropole Tianjin ein, wo sie eine Schule und ein Windenergieunternehmen besuchte, gefolgt von einem Besuch bei einem Elektromobilitätsunternehmen in der Firma Quin. In Peking traf die deutsche Ministerin mit dem Leiter des Außenministeriums und anderen hochrangigen Beamten der chinesischen Verwaltung zusammen, darunter der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des Politbüros, Wang Yi, der als Spitzendiplomat in China gilt.
An diesem Samstag reist die Ministerin nach Südkorea, wo sie die entmilitarisierte Zone, die das Land von Nordkorea trennt, besuchen und einen strategischen Dialog mit ihrem koreanischen Amtskollegen in Seoul führen sowie mit Flüchtlingen aus dem Norden zusammentreffen wird. Am nächsten Tag wird sie nach Japan reisen, wo sie an einem Treffen der G7-Außenminister teilnehmen wird, um Themen wie die Beziehungen zu China, die Zusammenarbeit im indopazifischen Raum und den Krieg in der Ukraine zu erörtern.
Quelle: Agenturen