Leben wie in Tokio – „abgekapselt“

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Sie kennen sie wahrscheinlich, die kleinen Kapseln, in denen die Menschen in Japan manchmal schlafen, weil sie sich nichts anderes leisten können. Als würde man Menschen in einem Schrank unterbringen. Doch so exotisch ist das nicht mehr. Sogar in Madrid eröffnen die ersten Einrichtungen, die solche Kapseln anbieten, da die Mietpreise immer weiter in die Höhe schießen.

Das Gallery Hostel Madrid öffnete Ende August seine Türen mit einem neuen Konzept. Anstelle von Zimmern bietet das Hostel Kapseln an, die wie Schränke in einem menschlichen Lager übereinander gestapelt sind. Sie selbst preisen sie als zukünftige Alternative an, inspiriert von Hotels dieser Art in Tokio, der Metropole, in der jeder Quadratmeter Platz begehrt ist.

Man geht davon aus, dass das Publikum solcher Kapseln Rucksacktouristen oder andere anspruchslose Reisende sein werden, aber inmitten einer schweren Wohnungskrise sollte es nicht überraschen, dass sie früher oder später Menschen anziehen werden, die keine bezahlbare Wohnung finden.

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Gustav Knudsen | Kristina

Im Gallery Hostel bietet ein 150 Quadratmeter großer Raum Platz für 36 Kapseln. 24 davon bieten Platz für eine Person, die anderen 12 für zwei. Insgesamt können hier bis zu 48 Personen schlafen. Am Abend strömen die Gäste herein.

Einer von ihnen ist Luis Miranda, 57, der Kurse an der Hotel- und Restaurantschule gibt. Er trinkt ein Glas Wein und leert seine Tupperware-Box. Luis zahlt hier 26 Euro, inklusive Frühstück. Er wohnt von Montag bis Freitag in der Herberge und kehrt am Wochenende nach Hause zurück. Wie Luis wohnen mehrere Leute im Gallery Art Hostel. Sie arbeiten unter der Woche in der Hauptstadt und können sich die volle Miete nicht mehr leisten.

An einem anderen Tisch sitzt Thierry, ein kongolesischer Diplomat, der in Madrid studiert. „Ich habe eine Wohnung gesucht und musste feststellen, dass sie mindestens 700 oder 800 Euro im Monat kostet“. Die Herberge bot ihm einen Sonderrabatt für den ganzen Monat an, aber Thierry wollte keine Einzelheiten nennen.

In den letzten Jahren sind solche Hostels in Großstädten wie Madrid, Barcelona, Bilbao oder Sevilla entstanden. Die Investoren können dank des ausgeklügelten Designs mehr pro Quadratmeter verdienen. Und da die Kundschaft leicht verfügbar ist, bringt die Formel tatsächlich Geld ein.

Allerdings erlaubt das Gesetz keine längeren Aufenthalte an solchen Orten. Um wirklich vermietet werden zu können, muss ein Wohnraum den Standards einer Wohnung entsprechen und mindestens 40 Quadratmeter Nutzfläche umfassen. In Hostels werden jedoch häufig Verstöße begangen, die nicht geahndet werden. Das Gallery Hostel beispielsweise bietet einen monatlichen Aufenthalt ab 430 Euro an. Die spanische Regierung prüft das Problem, um rechtliche Schritte einzuleiten.

Quelle: Agenturen