Madrid hat einen wichtigen Schritt unternommen, um die Nutzung von Wohngebäuden zu touristischen Zwecken im historischen Stadtzentrum zu regeln. Der neue „Plan Reside“, der von Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida vorgestellt wurde, zielt darauf ab, die Wohnfunktion im Stadtzentrum zu erhalten und ein besseres Gleichgewicht zwischen Tourismus und Wohnen zu fördern. Nach Angaben des Bürgermeisters verfolgt der Plan drei Hauptziele: den Verbleib der Einwohner im Stadtzentrum, die Förderung eines organisierten Tourismussektors und die Verbesserung der Lebensqualität für die Einwohner der Stadt.
Mit dem Plan Reside versucht Madrid, ein neues Gleichgewicht zwischen wachsendem Tourismus und Lebensqualität für seine Einwohner zu finden. Obwohl sich der Plan speziell auf das historische Zentrum konzentriert, bleibt die Debatte über die Rolle von Touristenwohnungen und die Zugänglichkeit von bezahlbarem Wohnraum in der Stadt aktuell. Der Plan wird voraussichtlich im August 2025 nach einer Einspruchsfrist und der Genehmigung durch die Region Madrid in Kraft treten.
Plan Reside
Verbot von Touristenwohnungen in Wohngebäuden: Touristenwohnungen sind nur noch in ganzen, für den Tourismus bestimmten Gebäuden im historischen Zentrum Madrids erlaubt. Wohnungen in Wohnkomplexen dürfen nicht mehr in Touristenwohnungen umgewandelt werden. Bestehende genehmigte Touristenwohnungen bleiben bestehen, aber neue Anträge werden eingeschränkt.
Beschränkung für Gewerbeimmobilien im Stadtzentrum: Der neue Plan verbietet die Umwandlung von Gewerbeimmobilien in der „almendra central“ in Touristenwohnungen, es sei denn, sie befinden sich außerhalb der Haupteinkaufsstraßen. Dies dient dem Schutz der lokalen Geschäfte und der Lebensqualität. Immobilien mit bestehender touristischer Nutzung, wie z. B. Hotels, sind weiterhin zulässig.
Möglichkeiten außerhalb des historischen Zentrums: Außerhalb des Zentrums sind die Vorschriften weniger streng, und gewerbliche Immobilien können in Touristenwohnungen umgewandelt werden, wenn sie einen separaten Eingang haben, um die Belästigung der anderen Anwohner zu begrenzen. Bestimmte Straßen, wie Marcelo Usera, Bravo Murillo und die Avenida de Entrevías, sind jedoch ausgeschlossen.
Madrid hat seit 2017 einen enormen Zuwachs an touristischen Immobilien erlebt; die Zahl hat sich auf über 16.000 verdoppelt, von denen nur etwa 1.100 offiziell registriert sind. Dieses explosive Wachstum hat sich nach Angaben der Stadtverwaltung negativ auf die Lebensqualität im Stadtzentrum ausgewirkt, wo die Zahl der lokalen Geschäfte und Einrichtungen für die Einwohner zurückgegangen ist. Von 2015 bis 2024 wurden mehr als 3 300 lokale Geschäfte und Läden in Touristenwohnungen umgewandelt, wodurch die Wohnfunktion im Stadtzentrum stark unter Druck geriet.
Nach Angaben der Stadtverwaltung können Vermieter mit Touristenwohnungen ihr Jahreseinkommen verdoppeln, was sie ermutigt, ihre Immobilien als Touristenwohnungen zu vermieten. Während diese finanziellen Vorteile für die Vermieter attraktiv sind, werden die Anwohner zunehmend durch Lärmbelästigung und steigende Mieten belästigt, die es ihnen schwer machen, weiterhin im Stadtzentrum zu wohnen.
Die Oppositionsparteien, darunter Más Madrid und die PSOE, kritisierten den neuen Plan scharf. Rita Maestre von Más Madrid nannte den Plan einen „Schutzplan für Spekulanten“ und behauptete, er öffne Immobilienfonds die Tür, um die Preise weiter in die Höhe zu treiben und die Bewohner zu vertreiben. Sie betonte, dass eine durchschnittliche 60-Quadratmeter-Wohnung im Stadtzentrum derzeit bereits rund eine halbe Million Euro koste, was viele Madrider ausschließe. Auch die PSOE kritisierte den Plan als „vage“ und warf der Stadtverwaltung vor, die Bewohner zugunsten von Investoren aus dem Zentrum zu vertreiben.
Neben der Einführung neuer Vorschriften hat die Stadt seit April auch vorübergehende Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ergriffen. Die Stadtverwaltung hat die Ausstellung neuer Touristengenehmigungen vorübergehend ausgesetzt und zusätzliche Inspektoren zur Kontrolle illegaler Touristenaufenthalte eingesetzt. In der ersten Jahreshälfte 2024 führte dies bereits zu 356 Schließungsanordnungen und 221 Immobilien wurden wieder zu Wohnzwecken genutzt. Insgesamt wurden bereits rund 2 000 Inspektionen durchgeführt, von denen 448 Immobilien illegal als Touristenwohnungen genutzt wurden.
Quelle: Agenturen





