Mallorca lockt mit „Fake-Stränden“

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In einem kraftvollen Ausdruck ihrer Frustration und Widerstandskraft haben die Einwohner der spanischen Insel Mallorca eine unkonventionelle Proteststrategie gewählt: Sie haben künstliche Strände angelegt, um den wachsenden Touristenstrom, der die Insel überschwemmt, abzuschrecken.

Diese gewagte Anti-Tourismus-Bewegung ist eine direkte Reaktion auf die Umweltverschmutzung, die Überbevölkerung und den Verlust des lokalen Zugangs, die durch unkontrollierte Besucherzahlen in der Hochsaison verursacht werden. Durch die Verbreitung fiktiver Strandnamen und die Umleitung von Touristen in städtische Gebiete außerhalb der Küste wollen die Einwohner die empfindlichen Ökosysteme der Insel schützen, den öffentlichen Raum zurückgewinnen und die Behörden zwingen, den zunehmenden Druck durch den Overtourismus zu bekämpfen, der sowohl das natürliche Erbe Mallorcas als auch die Lebensqualität der Einwohner bedroht.

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Gustav Knudsen | Kristina

In einer gewagten Protestaktion gegen den ungezügelten Tourismus haben die Einwohner Mallorcas zu einer sehr unkonventionellen Taktik gegriffen: Sie locken Urlauber an Fake-Strände. Angesichts der zunehmenden Spannungen durch die steigenden Touristenzahlen, die die Baleareninsel überschwemmen, hat eine Gruppe frustrierter Einheimischer eine sogenannte „Dirty Tricks”-Kampagne gestartet, um Touristen in die Irre zu führen und den Druck auf die beliebtesten Naturgebiete der Region zu verringern.

Die Kampagne besteht darin, fiktive „geheime” Buchten und idyllische Strände mit exotisch klingenden Namen zu erfinden, um Touristen von den beliebten Küstengebieten der Insel wegzulocken. Diese falschen Strandanzeigen imitieren oft authentisch klingende Orte in Palma, der Hauptstadt Mallorcas, was bei ahnungslosen Besuchern für Verwirrung sorgt. Touristen, die auf der Suche nach versteckten Juwelen sind, irren stattdessen durch Stadtviertel abseits der Küste, ohne einen Strand in Sichtweite.

Einige der erfundenen Strandnamen, die irreführend online geteilt werden, sind Son Gotleu, Son Roca und der seltsam benannte Son Banya Korea – Orte, die in Wirklichkeit nichts mit Küsten- oder Badeorten zu tun haben. Stattdessen beziehen sie sich auf Gebiete im Landesinneren, weit entfernt von den Sandstränden der Insel. Das Ziel, so die Demonstranten, sei es, den Touristenstrom zu verteilen und die empfindliche Küste Mallorcas vor Übernutzung und Umweltverschmutzung zu schützen.

Diese jüngste Aktion markiert eine dramatische Entwicklung in der wachsenden Anti-Tourismus-Bewegung auf der Insel. Zu früheren Aktionen gehörte unter anderem das Aufstellen irreführender Schilder, auf denen stand, dass bestimmte Straßen oder Strandzugänge gesperrt, beschränkt oder nur für Anwohner zugänglich seien. Diese Basis-Kampagnen gewinnen seit dem Sommer 2023 an Popularität, als in beliebten Strandgebieten wie Platja de Palma und Caló des Moro massive Demonstrationen ausbrachen. Der letztgenannte Strand, bekannt für seinen schmalen goldenen Sandstreifen, umgeben von beeindruckenden Klippen, ist zu einem Symbol für die Probleme des Übertourismus auf der Insel geworden.

Der Grund für diese Aktionen liegt in der Frustration der Anwohner. Sie behaupten, dass die enorme Zahl von Touristen in den Sommermonaten viele Strände für die Einwohner Mallorcas unbenutzbar gemacht hat. Der Zustrom internationaler Reisender hat zu überfüllten Küsten, Umweltverschmutzung und verstopften Straßen geführt, sodass es für die Einheimischen schwierig ist, die Naturschätze ihrer eigenen Insel zu erreichen.

Die Demonstranten wollen nicht nur Unruhe stiften. Ihre Forderungen umfassen konkrete politische Änderungen: Sie wollen Zonen, die nur für Anwohner an wichtigen Stränden zugänglich sind, oder Vorrang für die lokale Bevölkerung. Sie argumentieren, dass solche Maßnahmen notwendig sind, um sowohl die Umwelt als auch die Lebensqualität der Einwohner Mallorcas zu schützen.

Die Bewegung hat auch auf internationale Präzedenzfälle verwiesen, um ihren Standpunkt zu untermauern. Aktivisten haben das Beispiel der Gemeinde Ameglia in Nordostitalien angeführt, wo eine lokale Verordnung vorschreibt, dass 60 Prozent des Strandes für Anwohner reserviert bleiben müssen. Sie argumentieren, Mallorca solle diesem Beispiel folgen und eine ähnliche Politik einführen, die den Zugang zur Gemeinde und die Nachhaltigkeit der Umwelt wichtiger nimmt als die Gewinne des Massentourismus.

Ein weiteres Problem, das die Unzufriedenheit der Bevölkerung schürt, sind Verkehrsstaus. In der Hochsaison werden die schmalen Straßen zu vielen Stränden Mallorcas von Fahrzeugen überflutet, wodurch Autos oft auf geschützten Dünen und empfindlichen Naturgebieten landen. Sandbänke und Grünflächen in der Nähe beliebter Küstengebiete haben sich in provisorische Parkplätze verwandelt, was zur Umweltzerstörung und dauerhaften Schädigung der einheimischen Vegetation beiträgt.

Obwohl die Strategie mit den künstlichen Stränden von einigen als irreführend oder sogar unethisch kritisiert wird, betonen die Befürworter, dass es sich um eine Form des friedlichen Protests handelt, der die Debatte anregen und die Behörden zum Handeln zwingen soll. Sie sehen darin einen notwendigen Weckruf – einen, der unterstreicht, wie weit die Bewohner bereit sind zu gehen, um ihre Insel aus den Fängen des nicht nachhaltigen Tourismus zu befreien.

Mallorca befindet sich, wie viele andere europäische Urlaubsziele auch, an einem entscheidenden Scheideweg. Die Balance zwischen der wirtschaftlichen Abhängigkeit vom Tourismus und der Notwendigkeit, lokale Gemeinschaften und Ökosysteme zu schützen, wird immer schwieriger. Angesichts eines weiteren Rekord-Sommers in Bezug auf die Touristenzahlen spiegeln die Aktionen der Einwohner – so unkonventionell sie auch sein mögen – ein tiefes und wachsendes Gefühl der Dringlichkeit wider.

Die Einwohner Mallorcas in Spanien haben eine große Protestaktion gegen den Tourismus gestartet. Sie werben für künstliche Strände, um die Touristen von den überfüllten Stränden abzulenken. Damit wollen sie die Umwelt der Insel schützen und die Küstengebiete vom überwältigenden Touristenstrom befreien.
Ob die fiktiven Strände nun tatsächlich dazu beitragen, den Andrang an den echten Stränden zu verringern, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall haben sie internationale Aufmerksamkeit erregt. Und damit haben die Demonstranten eine kritische Frage aufgeworfen: Wer darf das Paradies wirklich genießen, und zu welchem Preis?

Quelle: Agenturen