Mallorca – maximal ein Auto pro Haushalt?

Vorlesen lassen? ↑↑⇑⇑↑↑ | Lesedauer des Artikels: ca. 4 Minuten -

Ab Sommer 2026 darf auf Mallorca nur noch ein Auto pro Haushalt zugelassen sein. Die Maßnahme ist Teil eines neuen Gesetzes, das den Tourismusverkehr auf der Insel reduzieren soll. Die Diskussion ist heftig, aber die Inselverwaltung ist der Meinung, dass es jetzt wirklich Zeit ist, einzugreifen.

Der Verkehr auf Mallorca nimmt seit Jahren zu. Im Jahr 2023 kamen mehr als 400.000 Fahrzeuge über die Häfen auf die Insel. Das ist ein Anstieg von über 100 Prozent gegenüber sechs Jahren zuvor. Nach Angaben der Inselverwaltung sind mittlerweile zwischen 90.000 und 120.000 Autos zu viel auf den Straßen unterwegs.

Nicht nur in der Hauptstadt Palma, sondern auch in anderen Teilen der Insel führt dies zu langen Staus, unsicheren Situationen und einer Überlastung der Infrastruktur. Der Plan, nur noch ein Auto pro Haushalt zuzulassen, soll dies ändern.

Lesetipp:  Mehr Kreuzfahrtpassagiere auf Mallorca als 2023
Überlastete Stoffwechselorgane?

Das neue Gesetz richtet sich vor allem an Menschen, die einen Zweitwohnsitz auf Mallorca haben, aber nicht dauerhaft dort leben. Sie dürfen künftig nur noch ein Fahrzeug pro Haushalt auf der Insel zulassen. Autos, die auf den Balearen nicht versteuert werden, werden zusätzlich mit Abgaben belegt, und für Mietwagen werden Quoten eingeführt.

Der Consell de Mallorca, der den Gesetzentwurf ausgearbeitet hat, will auch, dass Fahrzeuge bei der Ankunft auf der Insel registriert werden. Bei Verstößen drohen Geldstrafen von bis zu 30.000 Euro.

Der Branchenverband der Autovermieter, FENEVAL, spricht von einer diskriminierenden Maßnahme. Laut Präsident Juan Luis Barahona sind die Folgen wirtschaftlich unverantwortlich und die Entscheidung beeinträchtigt direkt die Bewegungsfreiheit der Menschen. Er weist darauf hin, dass die Mietflotte viel nachhaltiger ist als der durchschnittliche Privatwagen auf der Insel. Auch die Nationale Wettbewerbskommission (CNMC) steht den Plänen kritisch gegenüber. Zuvor hatte die Organisation bereits Maßnahmen gegen ähnliche Maßnahmen auf Ibiza angekündigt.

Obwohl der Vorschlag unter anderem von PSIB, MÉS per Mallorca und sogar Vox unterstützt wurde, wird erwartet, dass die Debatte darüber noch an Fahrt gewinnen wird. Viele Einwohner und Unternehmer sind besorgt über die Auswirkungen auf den Tourismus, die wichtigste Einnahmequelle der Insel.
Gleichzeitig werden immer häufiger Forderungen nach Nachhaltigkeit und Lebensqualität laut. Tausende Einwohner gingen diesen Monat bereits auf die Straße, um gegen den massiven Zustrom von Touristen und die damit verbundene Belastung für die Insel zu protestieren. Das Gesetz soll im Laufe des kommenden Jahres verabschiedet werden und ab Sommer 2026 in Kraft treten.

Rechtlich ist die Maßnahme möglich, aber nicht ohne Risiko. Europäische und spanische Rechtsvorschriften lassen keine Diskriminierung aufgrund des Aufenthalts oder der Herkunft zu. Nur wenn das Ziel, wie beispielsweise die Verringerung des Verkehrsaufkommens, schwerwiegend und gut begründet ist und es keine weniger einschneidenden Alternativen gibt, kann eine solche Maßnahme Bestand haben. Ist dies nicht der Fall, besteht die Gefahr, dass das Gesetz aufgehoben wird oder Schadensersatzzahlungen an die geschädigten Parteien erfolgen.

Die DGT (spanische Verkehrsbehörde) untersucht derzeit Möglichkeiten zur Förderung von Fahrgemeinschaften. Dabei wird unter anderem die Einführung spezieller Fahrspuren für Fahrzeuge mit mehreren Insassen, sogenannter „VAO-Spuren” (Vehículos de Alta Ocupación – Fahrzeuge mit hoher Auslastung), geprüft. Diese Fahrspuren, die es bereits unter anderem in Frankreich gibt, wären in Spanien nur für Autos mit mindestens zwei Insassen zugänglich. Auf diese Weise hofft man, die Zahl der Fahrzeuge zu den Stoßzeiten zu verringern und die Umweltbelastung zu reduzieren. Wenn sich dieses System bewährt, könnte es als Vorbild für andere Regionen wie Katalonien oder die Region Valencia dienen, um ähnliche Beschränkungen für die Anzahl der Fahrzeuge pro Haushalt einzuführen.

Quelle: Agenturen