Spanien steht im Bausektor vor einer großen Herausforderung: Es besteht ein erheblicher Mangel an qualifizierten Fachkräften wie Maurern, Elektrikern, Klempnern und Zimmerleuten. Dieser Mangel beeinträchtigt die Fähigkeit, die benötigte Anzahl von Häusern zu bauen und damit den Druck auf den Wohnungsmarkt zu verringern.
Einem aktuellen Bericht von EURES (Europäisches Portal zur Arbeitskräftemobilität) zufolge gehört fast die Hälfte der Berufe mit Arbeitskräftemangel zum Bausektor. Diese Berufe erfordern eine spezielle Ausbildung und jahrelange Erfahrung. Das Problem wird durch die Überalterung der Arbeitskräfte und die Rückkehr von Migranten in ihre Herkunftsländer verschärft, was zu einem Mangel an Nachfolgern führt.
In einem Bericht des Europäischen Verbands der Bauwirtschaft (FIEC) wird darauf hingewiesen, dass es dem Sektor nicht gelungen ist, sich für junge Menschen attraktiv zu präsentieren. Die Arbeit wird oft als eintönig, körperlich anstrengend und potenziell gefährlich empfunden. Diese Wahrnehmung trägt dazu bei, dass der Anteil der Frauen in diesem Sektor mit nur 15 Prozent sehr niedrig ist.
In der Vergangenheit gab es im Baugewerbe immer wieder Phasen der Instabilität und befristete Verträge. Im Jahr 2008 waren 25 % der Arbeitnehmer in diesem Sektor unter 30 Jahre alt; bis 2022 war diese Zahl auf 9 % gesunken. Außerdem wird ein Großteil der Arbeit von Subunternehmern oder Selbstständigen ausgeführt. Nach Angaben des spanischen Ministeriums für Arbeit und Sozialwirtschaft ist das Baugewerbe nach dem Dienstleistungssektor der Sektor mit dem höchsten Anteil an Selbstständigen (12 %).
Es gibt jedoch Anzeichen für einen Wandel. Die Stärkung der beruflichen Bildung und der Fokus auf den ökologischen Wandel machen den Sektor für junge Menschen attraktiver. Die Notwendigkeit, Windparks und Solaranlagen zu bauen, schafft neue technische Berufe, die für Studenten attraktiv sind. Initiativen wie „Woman Can Build“ versuchen, die traditionellen Geschlechterrollen im Baugewerbe aufzubrechen und die Zahl der Frauen in diesem Sektor zu erhöhen.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, muss sich der Bausektor unbedingt als stabile und attraktive Karriereoption neu positionieren. Dazu gehören die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, das Angebot wettbewerbsfähiger Gehälter und die Förderung des Sektors bei jungen Menschen und Frauen. Ohne diese Anstrengungen wird es schwierig bleiben, die wachsende Nachfrage nach Wohnraum in Spanien zu befriedigen.
Quelle: Agenturen