Der spanische Bahnbetreiber Renfe will zusammen mit seiner Tochtergesellschaft Leo Express eine ambitionierte Nachtzugverbindung von Belgien in die Slowakei aufnehmen. Die neue Strecke soll die belgische Küstenstadt Oostende mit der slowakischen Hauptstadt Bratislava verbinden. Das Projekt gilt als eines der größten internationalen Zugprojekte des Unternehmens.
Der Nachtzug wird insgesamt 19 Stunden unterwegs sein und mehr als 50 Zwischenstopps in vier Ländern einlegen: Belgien, Deutschland, Tschechien und der Slowakei. Unterwegs hält der Zug unter anderem in Brüssel, Düsseldorf, Leipzig, Prag und Olomouc. Ziel ist es, Reisenden eine komfortable und umweltfreundliche Möglichkeit zu bieten, während sie schlafen, durch Europa zu reisen.
Die geplante Inbetriebnahme ist für den 13. Dezember 2026 vorgesehen. Jeden Abend wird der Zug um 19:10 Uhr in Ostende abfahren und am nächsten Tag um 14:18 Uhr in Bratislava ankommen. Die Rückfahrt startet täglich um 14:44 Uhr in Bratislava und erreicht Ostende um 21:52 Uhr. Der Zug soll täglich verkehren, was für Reisende, die regelmäßig lange Strecken zurücklegen, ein großer Vorteil ist.
Auf dieser Strecke werden modernisierte Schlafwagen eingesetzt, die von leistungsstarken Siemens Vectron-Lokomotiven mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h gezogen werden. Zunächst können etwa 450 Passagiere in Sitzplätzen und Schlafkabinen befördert werden. Später kann die Kapazität auf 550 erhöht werden.
Die Umsetzung ist jedoch komplex. Leo Express muss in jedem Land eine Sondergenehmigung für den Betrieb auf den Schienen erhalten. Darüber hinaus muss das Unternehmen in Belgien mit einem zugelassenen Bahnbetreiber zusammenarbeiten. Es ist also noch nichts entschieden, aber die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Neben Renfe zeigen auch andere Akteure Interesse am Nachtzugmarkt. So will European Sleeper einen Nachtzug zwischen Amsterdam und Barcelona einrichten. Dieses Projekt verzögert sich jedoch aufgrund administrativer Hindernisse in Frankreich, obwohl die Nachfrage seitens der Reisenden groß ist.
Renfe hat 2021 eine Mehrheitsbeteiligung an Leo Express übernommen, um in Mitteleuropa Fuß zu fassen. Seitdem ist die Zahl der Fahrgäste stark gestiegen, auf fast 4 Millionen im Jahr 2024. Renfe betont jedoch, dass Nachtzüge in Spanien selbst derzeit ohne staatliche Unterstützung nicht rentabel sind. Die früheren Trenhotel-Verbindungen sind seit der Pandemie eingestellt und werden nur wieder aufgenommen, wenn sie als öffentlicher Dienst anerkannt werden.
Quelle: Agenturen