Es ist seit langem bekannt, dass beliebte spanische Stadtzentren wie die von Barcelona, Palma de Mallorca, Valencia und Málaga unter dem Druck des Massentourismus stehen. Nun scheinen auch die Nationalparks des Landes dem zunehmenden Besucherstrom zu erliegen.
Schutzgebiete und empfindliche Ökosysteme sind dadurch in Gefahr. Techniker, die für die öffentliche Nutzung des spanischen Nationalparknetzes zuständig sind, schlagen deshalb Alarm. Sie sprechen von „offensichtlichen Überbevölkerungsproblemen“, die diese Gebiete betreffen. In den letzten zehn Jahren hat die Zahl der Besucher erheblich zugenommen. Dies führt zu ernsten Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit und Erhaltung dieser wichtigen Naturgebiete.
Auf einer kürzlich abgehaltenen Sitzung berichteten Vertreter von 11 der 16 Nationalparks über ernsthafte Probleme mit der Überfüllung durch Touristen. Sie erstellten daher ein Dokument, in dem die Hauptprobleme der am stärksten betroffenen Gebiete aufgelistet sind.
Alejandro González Domingo ist bei der Umweltorganisation Eco-union für Projekte zu Tourismus und Klimawandel zuständig. Er betonte gegenüber elDiario.es, dass der Anstieg der Besucherzahlen einer der Hauptbelastungsfaktoren für die Nationalparks ist.
Der Nationalpark Picos de Europa zum Beispiel hat seit Jahren Probleme mit dem Zugang zu den Gletscherseen von Covadonga. Der Park empfängt jährlich fast 1,8 Millionen Besucher. Dieser Massenzustrom konnte etwas besser bewältigt werden, indem der Zugang nur mit öffentlichen Bussen gestattet wurde. Ein weiterer Park, der mit großen Besucherströmen zu kämpfen hat, ist die Sierra de Guadarrama in Madrid. Hierher kommen jährlich 2,1 Millionen Besucher. Der höchste Berg Spaniens, der Pico del Teide auf Teneriffa, empfängt täglich bis zu 12.000 Besucher. Die Probleme in den genannten Parks werden hauptsächlich durch die vielen Besucher verursacht, die mit dem Auto kommen.
Nach Angaben des Ministeriums für den ökologischen Wandel ist die durchschnittliche jährliche Besucherzahl in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent gestiegen. Waren es bis 2012 noch 10,4 Millionen Besucher pro Jahr, so sind es seit 2013 bereits 13,5 Millionen. González Domingo kritisiert diesen Trend. Er verweist auf den Konflikt zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Entwicklung. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, dass Besuche theoretisch der Umweltbildung dienen sollten und nicht dem finanziellen Gewinn.
Im Jahr 2014 trat in Spanien ein spezielles Gesetz über Nationalparks in Kraft. Darin heißt es, dass der Zweck eines Nationalparks darin besteht, „die Integrität seiner natürlichen Werte und Landschaften zu erhalten“. Dieses Ziel hat Vorrang vor der sozialen Nutzung und dem Genuss dieser Gebiete. Das Gesetz betont die Förderung des Umweltbewusstseins, der wissenschaftlichen Forschung und der nachhaltigen Entwicklung der an den Parks beteiligten Gemeinden.
„Es ist ein sehr komplexes Problem“, fügt Gómez Domingo hinzu. „Aber die Tourismuspolitik ist von entscheidender Bedeutung, und derzeit geht es mehr um die Förderung als um die Anpassung an die Erfordernisse von Klima- oder Umweltkrisen. „Es ist eine Frage der Prioritäten, und Spanien ist ein Tourismusland.“
Quelle: Agenturen