Nach einem geschäftigen Frühjahr erlebte die Hotelbranche an der französischen Riviera auch einen ausgezeichneten Sommer. Im Juni lag die Auslastung der Hotels bei 85 Prozent – ein Rekord. Am Wochenende des 15. August waren 98 Prozent aller Hotelzimmer ausgebucht.
Dies ist unter anderem den ausländischen Touristen zu verdanken. Über 55 Prozent der Übernachtungen im Juli und 58 Prozent im August wurden von internationalen Besuchern gebucht, darunter vor allem Amerikaner.
„Die hervorragenden Ergebnisse dieser Saison bestätigen die einzigartige Anziehungskraft der Côte d’Azur”, sagt Alexandra Borchio-Fontimp, verantwortlich für den Tourismus in der Region, gegenüber der lokalen Zeitung „Var Matin”. „Es gibt nur wenige Reiseziele in Frankreich und darüber hinaus in Europa, die derzeit noch solche Besucherzahlen aufweisen können. Darauf sind wir stolz.”
Im Gegensatz zum Hotelsektor mussten die Restaurants an der Côte d’Azur in diesem Sommer jedoch Einbußen hinnehmen: ein Trend, der im ganzen Land zu beobachten war. In Frankreich ging die Zahl der Restaurantgäste im Vergleich zu den Vorjahren um 15 bis 20 Prozent zurück. Vor allem traditionelle Restaurants erreichen nicht mehr die üblichen Gästezahlen.
„Die Menschen gehen weniger aus, essen weniger oder gehen ‚anders‘ essen“, hieß es bei der Branchenvereinigung UMIH (Union des Métiers et des Industries de l’Hôtellerie), die bereits im Juli Alarm schlug. Es gibt mehrere Ursachen für diesen Rückgang, aber Inflation und verändertes Verbraucherverhalten stehen ganz oben auf der Liste.
All dies wird durch eine Veränderung der Gewohnheiten beim Auswärtsessen noch verstärkt. Jüngere Generationen entscheiden sich leichter für schnelle und günstigere Alternativen wie Fastfood. „Wir müssen unsere Arbeitsweise weiterhin an die Herausforderungen unserer Zeit anpassen”, so Borchio-Fontimp zu den enttäuschenden Zahlen.
Auch auf der spanischen Insel Mallorca wurde in diesem Sommer Alarm geschlagen, weil die Besucher den Terrassen und Restaurants fernblieben. „In diesem Jahr werden Hunderte von Restaurants schließen“, warnte Juanmi Ferrer, Vorsitzender des lokalen Gastronomieverbands. „Wir haben weniger Kunden, und diejenigen, die kommen, konsumieren weniger“, sagte er besorgt.
Die Hauptstadt Palma zieht zwar viele Touristen an, aber diese gehen nicht auswärts essen, sagte Ferrer. „Sie sind als ‚Sandwich-Touristen‘ bekannt und meiden Restaurants weitgehend.“
Obwohl die Besucher weitgehend das gleiche Budget wie im letzten Jahr haben, sparen sie beim Essen, erklärte Ferrer.
Aufgrund der höheren Kosten für Flüge und Hotels wird vor Ort weniger konsumiert, beispielsweise weniger Mahlzeiten und weniger Wein. Pro Tisch werden 10 bis 12 Prozent weniger ausgegeben. Unterdessen steigt der Druck auf Restaurants durch höhere Steuern, Mieten, Lebensmittelpreise und gestiegene Löhne für das Personal. Viele Gastronomiebetriebe haben bereits im Juli Personal in den Urlaub geschickt.
Quelle: Agenturen