Oh je – Bierumsatz in Deutschland erreicht tiefsten Stand seit 1993

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Die Zeiten, in denen sich Deutschland betrank, sind vorbei. Durch die zunehmende Ernüchterung erleiden deutsche Bierbrauer einen Rückschlag nach dem anderen. Der Bierumsatz erreichte in diesem Jahr sogar den tiefsten Stand seit 1993. Das liegt nicht nur an den jungen Menschen.

Obwohl der Abend an diesem Septembertag noch bevorsteht, ist der Prater Garten bereits gut gefüllt. Berufstätige und Touristen machen es sich im ältesten Biergarten Berlins unter dem grünen Laub der Bäume gemütlich.
Die ersten Gerichte werden serviert. Zu sehen sind: Bulette mit Kartoffelsalat und gegrillte Thüringer Bratwurst mit Sauerkraut. Auf den Biertischen stehen bereits in Süddeutschland gebraute Biere: Hell und Hefeweizen.

Belebte Biergärten mögen für Brauer in Deutschland eine gute Nachricht sein. Doch dieses Bild entspricht nicht ganz der Realität. Oder besser gesagt: überhaupt nicht. Denn Deutschland wird immer abstinenter.

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So verkauften deutsche Bierbrauer in den ersten sechs Monaten dieses Jahres „nur” 3,9 Milliarden Liter Pils und andere Brauereierzeugnisse. Das ist ein Rückgang von 6,3 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2024, so das deutsche Statistikamt. Innerhalb Europas haben die Nachbarländer Tschechien und Österreich den ehemaligen Biermeister längst überholt.

„Bei schönem Wetter sind die Biergärten voll. Das vermittelt jedoch ein verzerrtes Bild. Man sieht zum Beispiel nicht, dass die Menschen zu Hause bleiben und Wasser trinken”, sagt auch Markus Fohr, Sprecher des Vereins der Biersommeliers in Deutschland.

Der Bierumsatz erreichte in diesem Jahr sogar den niedrigsten Stand seit 1993. Dennoch ist laut Experten schon seit längerem ein Abwärtstrend zu beobachten. Fohr: „Seit Jahrzehnten, seit den 90er Jahren, geht der Bierkonsum zurück. Das ist keine Entwicklung von gestern auf heute.”
Das Publikum ist kritischer geworden

Ja, junge Menschen trinken weniger. Aber auch das Publikum hat sich verändert, ist kritischer geworden. „Früher wollten Biertrinker sich betrinken. Heute wollen sie auch sehen, wie Bier gebraut wird, und verschiedene Sorten probieren“, stellt Fohr in seiner eigenen Brauerei in Lahnstein, einer Stadt in der Nähe von Koblenz, fest.

Der Wettbewerb untereinander ist mittlerweile mörderisch, da auch große Unternehmen wie Krombacher und Warsteiner sich auf Spezialbiere gestürzt haben. Ein unfairer Wettbewerb. Kleine Brauereien wie die von Fohr, die zwölf Mitarbeiter beschäftigt, laufen Gefahr, gegen die finanzstarken Brauereien zu verlieren.

Der Umsatz deutscher Brauereien brach während der Coronakrise aufgrund der erzwungenen Lockdowns ebenfalls ein. Es folgten zwei weitere schwere Schläge: der Krieg in der Ukraine, der zu einem Anstieg der Energiepreise führte, und ein WHO-Bericht über die Gesundheitsrisiken von Alkohol. Biersommelier Fohr: „Drei Schläge kurz hintereinander sind dramatisch.“

Der Biersommelier prognostiziert eine weitere Abstinenz der Deutschen. Trank Deutschland vor etwa dreißig Jahren noch 133 Liter Bier pro Person, waren es 2024 nur noch 88 Liter. „Wenn wir in diesem Tempo weitermachen, werden es 2030 nur noch 75 Liter sein.“

Quelle: Agenturen