Spaniens privater Versicherungssektor erlebt goldene Zeiten inmitten eines sich seit der Pandemie immer weiter verschlechternden öffentlichen Gesundheitssystems. Die Preise für private Krankenversicherungen stiegen in der ersten Hälfte des Jahres 2024 um satte 9,5 %. Das ist fast doppelt so viel wie im Jahr 2020.
Der Umsatz der privaten Krankenversicherung stieg im ersten Quartal dieses Jahres um 7,16 % im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht einem Gesamtumsatz von 3.180 Millionen Euro, so die Daten der Union der spanischen Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaften (Unespa).
Die Zahl der Spanier, die sich für eine private Krankenversicherung entscheiden, steigt weiter an. Im Jahr 2023 hatten 12,4 Millionen Menschen eine solche Police (26 % der Gesamtbevölkerung). Dies ist ein Anstieg von 4 % gegenüber 2022. Nach Angaben der Versicherungsbranche ist dieses Wachstum vor allem darauf zurückzuführen, dass Unternehmen diese Versicherungen als zusätzliche Beschäftigungsbedingung anbieten, um Talente anzuziehen und zu halten.
Die Verschlechterung des öffentlichen Gesundheitswesens seit der Pandemie spielt eine wichtige Rolle für den Anstieg der privaten Versicherungen. Zwei von drei Personen sind der Meinung, dass das öffentliche Gesundheitssystem schlechter ist als vor COVID-19. Dies geht aus einer Untersuchung der SATSE hervor. Die Wartelisten für Behandlungen und medizinische Verfahren werden immer länger. Auch der Mangel an medizinischen Fachkräften treibt immer mehr Menschen dazu, sich privat zu versichern, sofern sie es sich leisten können.
Marciano Sánchez Bayle, Präsident der Vereinigung zur Verteidigung des öffentlichen Gesundheitswesens (FADSP), warnt davor, dass die Zunahme der Privatversicherungen einen gefährlichen Trend darstellt. „Wir alle finanzieren die private Gesundheitsfürsorge, während die öffentliche Gesundheitsfürsorge zerbröckelt“, sagt er. Er fordert ein Eingreifen, um die öffentliche Gesundheitsversorgung zu retten und sicherzustellen, dass jeder Zugang zu medizinischer Versorgung hat.
Im Vergleich mit anderen europäischen Ländern sind die Kosten für die private Krankenversicherung in Spanien nach Irland am stärksten gestiegen. Mit einem Anstieg von 8,4 % bis 2023 liegt Spanien vor Ländern wie Frankreich, Italien und Deutschland, wo die Kosten nur um 1,9 %, 2 % bzw. 1,6 % steigen.
Quelle: Agenturen