In verschiedenen spanischen Städten, darunter Barcelona, Palma de Mallorca und Málaga, finden seit einigen Monaten regelmäßig kleinere Proteste von Anwohnern statt, die sich über die zunehmenden Auswirkungen des Massentourismus auf ihr tägliches Leben sorgen. Die Aktionen werden oft von lokalen Gruppen organisiert, die eine bessere Regulierung touristischer Aktivitäten fordern, wie strengere Vorschriften für Ferienwohnungen, eine gerechtere Verteilung der wirtschaftlichen Vorteile und Maßnahmen zur Verringerung von Belästigungen.
Anders als manche internationale Medien suggerieren, ist es keineswegs so, dass Touristen täglich auf der Straße beschimpft, mit Wasser bespritzt werden oder sich unsicher fühlen müssen. Meist handelt es sich um friedliche Demonstrationen von einigen Dutzend bis zu mehreren hundert Menschen und nicht um eine permanente oder gewalttätige Feindseligkeit gegenüber Besuchern. Die Proteste richten sich zudem nicht so sehr gegen die Touristen selbst, sondern gegen das Ausbleiben wirksamer Maßnahmen der Politik, um das Gleichgewicht in den Städten wiederherzustellen.
Laut Anwohnern wächst die Frustration vor allem durch das Gefühl, dass ihre Wohnviertel unbezahlbar und unbewohnbar werden, während die Stadtverwaltungen weiterhin auf touristisches Wachstum ohne klare langfristige Vision setzen. Sie fordern, dass die Zahl der Kreuzfahrtschiffe begrenzt wird, dass mehr bezahlbarer Wohnraum für einheimische Familien geschaffen wird und dass in nachhaltige Formen des Tourismus investiert wird.
Ausländische Medien greifen diese Proteste regelmäßig mit reißerischen Schlagzeilen und dramatischen Bildern auf, sodass der Eindruck entsteht, Touristen seien in Spanien nicht mehr willkommen. Dieses Bild entspricht jedoch nicht der Realität. Spanien ist nach wie vor eines der beliebtesten Urlaubsziele Europas, und die überwiegende Mehrheit der Einwohner ist Touristen gegenüber freundlich und gastfreundlich eingestellt.
Wie so oft ist die Wahrheit differenzierter, als es die internationale Berichterstattung vermuten lässt: Es geht hier nicht um eine Abneigung gegen Touristen, sondern um einen Ruf nach politischen Maßnahmen, damit Städte für alle lebenswert bleiben, auch für zukünftige Generationen von Besuchern.
Darüber hinaus sind diese Aktionen kein Einzelfall in Spanien. Auch in Städten wie Amsterdam, Venedig, Dubrovnik und Lissabon äußern die Einwohner ihre Besorgnis über die Folgen des Massentourismus. Es ist sogar eine europäische Bewegung entstanden, in der Dutzende von lokalen, regionalen und nationalen Organisationen zusammenarbeiten, um den Tourismus sozial und ökologisch gerechter zu gestalten. Der Ruf nach Veränderung wird also in ganz Europa immer lauter.
Quelle: Agenturen