Rezension zu Zeiten des Wandels – Carmen Bellmonte

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Den Auftakt zur „Mallorca Saga“ von Carmen Bellmonte macht der Titel „Zeiten des Wandels“. Und sehr schnell wird beim Lesen klar dass der Titel nicht treffender gewählt werden konnte. Der Leser taucht in die bewegte und bewegende Familiengeschichte der Delgados ein, die auf Mallorca im Jahr 1913 beginnt. Dabei ist der Roman weitaus mehr als ein „Geschichtsbuch“. Beschreibt gut recherchiert und Detailreich das beschwerliche Leben einer Familie bei der sich alles um Weinbau dreht.

Für Antonia, die älteste Tochter, stellt sich die grosse Liebe ein. Soll sie diese Liebe nicht nur in ein ihr fremdes Land – nach Kuba – führen, sondern auch zu der Erkenntnis dass sie mit Matteo, ihrem zukünftigen Ehemann, mal so richtig „ins Klo gegriffen hat“.

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Nicht nur auf dem Weingut ihrer Eltern auf Mallorca, nahezu auf der gesamten Insel bricht der Weinhandel fast vollständig ein, viele Winzer müssen sich auf den Anbau von anderen Früchten umstellen, um überhaupt irgendwie über die Runden zu kommen. Vater Juan Delgado kämpft stark gegen alle Widrigkeiten an. Auch die, die ihm von seiner Familie entgegen schlagen. Seine beiden Söhne wollen andere Wege einschlagen – oder am Weinbau festhalten. Was nicht nur zu Spannungen, auch zu Verlusten führt. Leo, sein jüngster Sohn ist „besessen“ vom Weinbau. Tut alles in seiner Macht stehende um die Tradition der Winzerfamilie aufrecht zu halten. Überschreitet aber nur allzu oft Grenzen in seinen krampfhaften Versuchen das Weingut „zu erben“.

Ein erster Band, der Lust auf mehr macht

Das Buch ist grandios geschrieben, hatte eine klare, durchgängige Sprache. Beleuchtet „ganz nebenbei“ zeitgeschichtliche Aspekte, bietet Einblicke in ein Leben vor unserer Zeit. Lässt die Seiten nur so fliegen, man muss einfach weiterlesen.

Eigentlich kaum zu glauben dass hinter dem Pseudonym „Carmen Bellmonte“ das Autorenduo Elke Becker und Ute Köhler steht. Wie aus einem Guss wird hier, ohne spürbaren Bruch der Sprache, des Erzählstils und Wortwahl, eine Geschichte erzählt, die einen spannend und fesselnd in die Zeiten zu Anfang des 20.Jahrhundert abholt. Die äusserst geschickt platzierten Zeitsprünge, Ortswechsel und das dazugehörenden Eintauchen in eine andere Kultur sind wichtig für die Entwicklung und Dramaturgie der „Mallorca Saga“, zeichnen zudem die Charaktere der Protagonisten so fein und einfühlsam dass die Personen sehr schnell vor dem geistigen Auge Gestalt annehmen.

Eine fesselnde Geschichte, ein überaus gelungener Auftakt

Das Buch lässt sich förmlich „verschlingen“, abwechselnd wird die Geschichte aus verschiedenen Sichten der Familienmitglieder geschildert und beleuchtet. Authentische Personenbeschreibungen. Insbesondere die rebellische, nonkonformistische Antonia fesselt mich, skizziert eine stolze und hübsche Frau. Eine kleine Revoluzzerin fast, eine Kämpferin, die sich trotz aller Schicksalsschläge nicht unterkriegen lässt. Heutzutage würde man das wahrscheinlich neudeutsch „Powerfrau“ nennen.

Ich freu‘ mich sehr die „Mallorca Saga“ weiter verfolgen zu können, bin nahtlos in den zweiten Band „Zeiten der Sehnsucht“ eingetaucht.