Schattenseite touristischer Unterkünfte – mehr als 10.000 Arbeitnehmer ohne Vertrag

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Die Zahl der touristischen Unterkünfte in Spanien wächst weiter. Nach Angaben des spanischen Statistikamtes INE gab es Ende 2024 bereits mehr als 368.000 registrierte Ferienhäuser mit insgesamt über 1,8 Millionen Betten, mehr als alle Hotels zusammen. Hinter diesem Erfolg verbirgt sich jedoch ein undurchsichtiger Arbeitsmarkt, der zunehmend Anlass zur Sorge gibt.

Aus Daten der Gewerkschaft UGT geht hervor, dass von den rund 26.500 Menschen, die in diesem Sektor arbeiten, fast 11.000 keinen Vertrag haben. Das bedeutet, dass mehr als ein Drittel der Beschäftigten illegal arbeitet, was einen Verlust von mindestens 35 Millionen Euro an Sozialversicherungsbeiträgen bedeutet. Viele dieser Arbeitnehmer sind Migranten ohne Papiere, die unter schwierigen Bedingungen Reinigungs- und Wartungsarbeiten verrichten.

Ihr Arbeitstag wird oft digital über Apps mit GPS kontrolliert, ohne dass sie für Reisezeit oder Überstunden bezahlt werden. Schutz im Bereich Sicherheit und Gesundheit fehlt fast vollständig. Es handelt sich hier um moderne Ausbeutung, sagt die Gewerkschaft, die schon seit längerem auf die Missstände aufmerksam macht.

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Selbst Arbeitnehmer mit Vertrag verdienen deutlich weniger als ihre Kollegen in Hotels. Während Zimmermädchen durchschnittlich mehr als 12 Euro pro Stunde erhalten, müssen sich Reinigungskräfte von Ferienhäusern oft mit dem Mindestlohn oder dem Gehalt aus dem Reinigungs-Tarifvertrag begnügen: rund 9,50 Euro pro Stunde. Diese Differenz kann bis zu einem Drittel des Lohns ausmachen.

Hinzu kommt, dass touristische Unterkünfte viel weniger Arbeitsplätze schaffen als Hotels. Pro 100 Betten werden in diesem Sektor nur 3 bis 4 Arbeitnehmer benötigt. In günstigen Hotels liegt diese Zahl bereits bei über 12 und in Luxushotels sogar bei über 40. Wirtschaftlich gesehen tragen die Unterkünfte also kaum zur Beschäftigung bei, während sie die Arbeitsrechte von Tausenden von Menschen untergraben.

Die Nachfrage nach Touristenunterkünften scheint vorerst nicht nachzulassen, aber die Forderung nach strengeren Vorschriften und besserem Schutz für Arbeitnehmer wird immer lauter. Damit wird die Spannung zwischen wirtschaftlichem Gewinn und sozialer Gerechtigkeit im spanischen Tourismussektor erneut deutlich.

Quelle: Agenturen