In Spanien ist die Stopfleberproduktion nach wie vor legal, während immer mehr europäische Länder das Verfahren aufgrund der Kontroverse um die Zwangsfütterung von Tieren verbieten. Neben Spanien ist sie auch in Ländern wie Frankreich, Ungarn, Bulgarien und Belgien erlaubt. Die Debatte zwischen Tierschützern und Erzeugern ist entbrannt, da die Methoden von Organisationen wie Acción Animal als unethisch angesehen werden.
Die Zwangsfütterung, bei der Enten oder Gänsen ein 30 cm langer Schlauch in den Hals gesteckt wird, um sie zu überfüttern, ist nach Ansicht der Tierschützer reine Tierquälerei. Javier Moreno von Acción Animal erklärt: „Dieses Verfahren lässt die Tiere leiden und verursacht körperliche Schäden, wie gebrochene Schnäbel und Atemprobleme.“ Seine Organisation hat mehr als tausend Unterschriften gesammelt, um die spanische Regierung aufzufordern, diese Praxis zu verbieten.
Die Erzeuger behaupten jedoch, dass die Zwangsfütterung ein natürliches Verhalten imitiert. „Enten fressen instinktiv viel, bevor sie abwandern. Wir machen nichts anderes als das, was sie auch in freier Wildbahn tun würden“, erklärt Enrique de Prado, Präsident von INTERPALM. Er betont, dass der Prozess mit Sorgfalt durchgeführt wird und das Wohlergehen der Tiere an erster Stelle steht. Ihm zufolge ist das Wohlergehen der Tiere durch die europäische Gesetzgebung garantiert.
Dennoch entscheiden sich immer mehr Städte und Organisationen, auch in Ländern, in denen Stopfleber legal ist, für einen Boykott des Produkts. In Frankreich, wo Gänsestopfleber traditionell ein Luxusprodukt ist, haben einige Stadtverwaltungen sie von offiziellen Veranstaltungen verbannt. Gleichzeitig ist der Verzehr von Stopfleber auch in Ländern erlaubt, in denen die Herstellung verboten ist, wie z.B. in Italien. Hier wird Stopfleber aus Ländern importiert, in denen die Herstellung noch legal ist.
Die Europäische Union hat bereits früher festgestellt, dass die Methode der Zwangsfütterung dem Wohlergehen der Tiere abträglich ist, hat aber kein generelles Verbot ausgesprochen. Damit bleibt die Entscheidung den einzelnen Ländern überlassen. In Kalifornien (USA) ist sowohl die Herstellung als auch der Verkauf von Stopfleber verboten, was zeigt, dass eine strengere Regelung möglich ist.
Die Zukunft von Stopfleber in Spanien ist ungewiss. Während die Aktivisten ihre Kampagne fortsetzen, scheint der Agrarsektor entschlossen zu sein, die Tradition zu schützen. Die Debatte wirft nicht nur ethische Fragen auf, sondern wirft auch wirtschaftliche und kulturelle Dilemmata für Länder auf, die Stopfleber produzieren.
Quelle: Agenturen