In der Tradition der Osterprozessionen leitet der „Gründonnerstag“ die „Karwoche“ ein. Allein in Palma de Mallorca sind annähernd 20 Umzüge geplant. Tausende „Mönche“ ziehen durch die Strassen, begleitet von Musikgruppen. Den Abschluss findet die Prozession vor der Kathedrale „La Seu“, wo seit mehr als 30 Jahren in einer Art „Theaterstück“ der Leidensweg Christi nachgestellt wird.
Die Osterwoche, die Semana Santa, ist in Spanien das bedeutendste religiöse Fest überhaupt. Das normale Leben kommt weitgehend zum Erliegen und die ganze heilige Woche über finden Prozessionen statt.
Unheimlich hallen die Trommeln zwischen den Häusern und die „Nazarenos“ bahnen sich mit brennenden Fackeln und Kerzen einen Weg durch die Menge, gefolgt von „Penitentes“, die als Zeichen ihrer Buße ein Holzkreuz auf den Schultern tragen oder schwere Ketten an bloßen Füßen ziehen.
Unheimlich wirkt auch der Anblick der in Büßergewänder gekleideten Gestalten. Ihre Gesichter sind völlig von spitzen Kapuzen verhüllt, kleine Augenschlitze bilden die einzige Verbindung zur Außenwelt. Was wie die Verkleidung des Ku-Klux-Klans wirkt, hat einen vollkommen anderen Ursprung. Die Tradition geht auf ein Verbot des Papstes im 14. Jahrhundert zurück, als das Kirchenoberhaupt die öffentliche Sühne untersagte. Woraufhin sich die Büßer weite Mäntel mit spitzen Mützen (sogenannten Capirote) überstülpten, die nur noch zwei Augenschlitze frei ließen.
Die Osterfeiertage ändern sich jedes Jahr. Das liegt daran, dass die Daten, an denen der Passion Christi gedacht wird, nach dem Mondkalender festgelegt werden, aber immer zwischen dem 22. März und dem 25. April liegen. Der Ostersonntag wird also am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.
Auf Mallorca wird es, wie üblich, drei Feiertage geben. Der erste ist Gründonnerstag, der zweite Karfreitag und schließlich am Ostermontag. Diejenigen, die das Glück haben, ein freies Wochenende zu haben, können fünf aufeinander folgende freie Tage genießen.
Alle Prozessionen werden von hermandades oder cofradias organisiert. Dabei handelt es sich um sogenannte katholische Bruderschaften, die zu einer bestimmten Pfarrei gehören, dem Ort, an dem die Prozessionen beginnen und enden. Die Routen, die durch die Stadt führen, können manchmal stundenlang dauern und bestehen aus mehreren Pasos, also Passionsszenen.
Die Semana Santa ist eine arbeitsreiche Feiertagswoche, in der Millionen von Spaniern ins ganze Land reisen, um Urlaub zu machen. Die beliebtesten Reiseziele sind in der Regel Andalusien, aber auch die Mittelmeerküste in der Region Valencia und Katalonien sind stark frequentiert. Auf den Straßen ist die ganze Woche über viel los, sowohl in Richtung Meer als auch in Richtung Berge, wo man den letzten Schnee in den Skigebieten genießen kann.