Eine Mehrheit der Spanier möchte, dass das Land seine Kernkraftwerke nicht schließt, sondern länger in Betrieb lässt oder sogar neue baut. Das geht aus einer Meinungsumfrage des Nachrichtenmediums 20 Minutos hervor.
Laut der Umfrage sind 38 Prozent der Befragten für eine Verlängerung der Lebensdauer der derzeitigen Kraftwerke, während 18 Prozent neue Kernkraftwerke wollen. Insgesamt entscheiden sich also 56 Prozent für den Erhalt der Kernenergie.
Die Umfrage wurde kurz nachdem die Energieunternehmen Iberdrola, Endesa und Naturgy die Regierung gebeten hatten, das Kernkraftwerk Almaraz I in Extremadura bis 2030 länger in Betrieb zu halten, durchgeführt. Damit flammt die Debatte über die Zukunft der Kernenergie in Spanien erneut auf, zumal die Energiepreise hoch bleiben und die Nachfrage nach stabilen Energiequellen steigt.
Die politische Präferenz spielt dabei eine große Rolle. Unter den Wählern der Partido Popular (PP) befürwortet mehr als die Hälfte eine Verlängerung der Laufzeit der derzeitigen Kraftwerke; bei Vox sind es fast 50 Prozent. Auch ein Drittel der Anhänger der Regierungspartei PSOE ist der Meinung, dass die Kraftwerke länger in Betrieb bleiben sollten. Nur bei der linken Partei Sumar überwiegt die Meinung, dass Kernkraftwerke nach Ablauf ihrer Lebensdauer geschlossen werden sollten.
Nur eine kleine Minderheit von etwa 7 Prozent möchte, dass alle Kraftwerke sogar vor Ablauf ihrer geplanten Laufzeit geschlossen werden. Unter den Wählern von Sumar ist dieser Anteil etwas höher, nämlich fast 19 Prozent. Dennoch bleibt dies eine kleine Gruppe im Vergleich zur Mehrheit, die die Kernenergie vorerst beibehalten möchte.
Der Bericht zeigt, dass die Unterstützung für Kernenergie in Spanien wächst, was zum Teil auf die Unsicherheit auf dem Energiemarkt und den Druck zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist. Die Diskussion scheint sich nun von der Frage, ob Kernenergie notwendig ist, hin zu der Frage zu verlagern, wie lange und unter welchen Bedingungen sie beibehalten werden darf.
Angesichts der geplanten Schließung mehrerer Kraftwerke in den kommenden Jahren steht die Regierung von Pedro Sánchez vor einer schwierigen Entscheidung: an den aktuellen Ausstiegsplänen festhalten oder auf die wachsende Gruppe von Spaniern hören, die sich gerade mehr Kernenergie wünscht.
Quelle: Agenturen



