Spanien in höchster Alarmbereitschaft

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Spanien erlebt einen dramatischen Sommer, in dem Waldbrände das Land erneut im Griff haben. Die Zentralregierung beobachtet die Lage aufmerksam. In nur einer Woche wurden mehr als 25.000 Hektar Natur durch 37 Waldbrände zerstört.

An verschiedenen Orten mussten Tausende Menschen ihre Häuser oder Ferienunterkünfte verlassen. Die Kombination aus extremer Hitze, trockener Vegetation und starkem Wind bildet einen explosiven Cocktail, der das Land in permanenter Alarmbereitschaft hält.

Experten zufolge ist die anhaltende Hitze einer der wichtigsten Faktoren für das, was sie als „Molotow-Cocktail” bezeichnen: eine Mischung aus Faktoren, die Waldbrände begünstigen. Durch die anhaltende Trockenheit und Hitze ist die Vegetation an vielen Stellen ausgetrocknet, wodurch die Brandgefahr exponentiell steigt. „Das Problem ist, dass es keine Feuchtigkeit mehr gibt, die die Pflanzen nachts aufnehmen können”, sagt Marcelino Núñez vom spanischen Wetterdienst Aemet. Wissenschaftler warnen übrigens, dass dieses Phänomen nicht nur für Spanien gilt, sondern auch für andere Mittelmeerländer.

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Gustav Knudsen | Blaues Licht

Auf interaktiven Karten der NASA und EFFIS, dem europäischen Informationssystem zur Überwachung von Waldbränden, sind die aktiven Brandherde gut zu erkennen. Unter anderem sind die Brände in León, Ávila, Zamora, Palencia, Ourense, Cádiz, Navarra und Huelva deutlich zu sehen. Insgesamt wurden in Spanien in diesem Jahr bereits 189 Brände registriert, was einem Anstieg von 174 Prozent gegenüber dem Beginn des Sommers entspricht.

Seit Tagen befindet sich Spanien aufgrund der hohen Brandgefahr durch extrem hohe Temperaturen im Land in höchster Alarmbereitschaft. Derzeit sind noch mehrere Großbrände aktiv, die schwere Schäden verursachen:

In Chandrexa de Queixa (Ourense, Galicien) wütet seit dem 9. August ein Feuer, das bereits mehr als 1.000 Hektar zerstört hat. Das Feuer ist noch nicht unter Kontrolle und ist der größte Vorfall in Galicien in diesem Jahr.
In Molezuelas & Puercas (Zamora, Kastilien und León) wurden acht Dörfer evakuiert und die Lage als Notfall der Stufe 2 eingestuft. Mehr als 3.000 Hektar sind verbrannt und das Feuer droht auf die Provinz León überzugreifen.
In Navalmoralejo (Toledo / Extremadura) wütet seit dem 11. August ein Feuer, das bereits 3.250 Hektar zerstört hat, davon 75 % in Extremadura. Dörfer wie Villar del Pedroso wurden wegen der Rauchentwicklung abgeriegelt, und die Einwohner von Navalmoralejo wurden zweimal evakuiert.

Auch Anfang dieser Woche wurden bereits Tausende Menschen in verschiedenen Gebieten evakuiert.

Anfang August wurde der Campingplatz Torre de la Peña in Tarifa (Cádiz) von einem Brand heimgesucht, der in einem Wohnwagen ausgebrochen war; dabei wurden etwa 1.500 Menschen evakuiert und rund 5.000 Fahrzeuge aus der Umgebung, darunter Hotels, Campingplätze und Strandbars, weggebracht.
Einige Tage später, am 11. August, folgte ein zweiter Brand in derselben Gemeinde, diesmal in der Nähe von Atlanterra, wo mehr als 2.000 Menschen – darunter Hotelgäste und Anwohner – evakuiert werden mussten.

Am 11. August wütete auch ein heftiger Brand auf dem Campingplatz El Vendrell Platja in Tarragona. Dabei wurden 17 bis 18 Stellplätze mit Wohnwagen und Wohnmobilen vollständig zerstört. Fast 1.800 Gäste wurden evakuiert.

In Tres Cantos (Madrid) erreichte ein sich rasend schnell ausbreitendes Feuer mehrere Wohngebiete, ein Tierheim und pharmazeutische Labore. 180 Menschen wurden evakuiert. Ein Mann erlitt schwere Verbrennungen an 98 Prozent seines Körpers und starb später im Krankenhaus.

Als Reaktion auf die zahlreichen Brandherde hat das spanische Innenministerium am frühen Morgen des 12. August 2025 im Rahmen des nationalen Katastrophenschutzplans PLEGEM eine erhöhte Alarmstufe ausgerufen. Damit wird die Zusammenarbeit zwischen nationalen und regionalen Notfallzentren erheblich verstärkt, ohne dass Madrid direkt die Leitung übernimmt.

Um die Lage besser einschätzen und schnell reagieren zu können, wurde der Nationale Krisenkoordinierungsausschuss (CECOD) einberufen. An einem Tisch sitzen Vertreter unter anderem des Ministeriums für ökologischen Wandel, des meteorologischen Instituts AEMET und des Verteidigungsministeriums. Gemeinsam sollen sie für eine schnellere und besser abgestimmte Bewältigung der sich rasch verschärfenden Notfälle sorgen.

In der gesamten Europäischen Union wurden in diesem Jahr bereits 405.670 Hektar Natur zerstört, das sind mehr als 187.000 Hektar über dem Durchschnitt. Vor allem Rumänien sticht mit fast 100.000 Hektar hervor, die zwischen Februar und März verbrannt sind. Das bisher schwerste Jahr war 2017, als allein in Portugal mehr als 200.000 Hektar durch Brände zerstört wurden und Dutzende Menschen ums Leben kamen.

EFFIS berichtet, dass mehr als 75 Prozent der verbrannten Flächen aus Waldgebieten und natürlicher Vegetation bestehen. Landwirtschaftliche Flächen machen 11,6 Prozent aus, während nur 0,3 Prozent der städtischen Gebiete betroffen sind.

Der spanische Wetterdienst warnt, dass derzeit 65 Prozent des Landes von extremer Brandgefahr betroffen sind. Die Hitzewellen sind aufgrund des Klimawandels länger, intensiver und häufiger. Die Kombination aus verlassenen ländlichen Gebieten, üppiger trockener Vegetation und starkem Wind macht Großbrände immer wahrscheinlicher.

Die spanischen Behörden rufen Einwohner und Besucher der betroffenen Regionen zu äußerster Vorsicht auf, keine offenen Feuer zu entzünden und die Anweisungen der Rettungsdienste strikt zu befolgen. In Risikogebieten kann der Zugang zu Naturgebieten eingeschränkt oder verboten sein. Wer Rauch oder Feuer bemerkt, wird dringend gebeten, sofort den Notruf 112 zu wählen.

Quelle: Agenturen