Spaniens Wirtschaft geht ab wie eine Rakete?

Vorlesen lassen? ↑↑⇑⇑↑↑ | Lesedauer des Artikels: ca. 3 Minuten -

In den letzten Monaten hat die spanische Regierung mit großem Enthusiasmus über das starke Wachstum der Wirtschaft gesprochen. Dieser Optimismus wurde durch die jüngsten Anpassungen der Wachstumsprognosen sowohl nationaler als auch internationaler Institutionen ausgelöst.

Die Banco de España hob ihre Prognose für dieses Jahr auf 2,8 % an und lag damit über den Erwartungen der Regierung. Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung teilt diese positiven Aussichten und erwartet für 2024 die gleiche Wachstumsrate.

Doch wie machbar ist diese Situation wirklich? Ist Spanien wirklich in der Lage, die Rolle des Motors Europas zu spielen, oder steckt mehr hinter diesen Zahlen?

Die spanische Wirtschaft scheint sich gut zu entwickeln, aber es gibt auch versteckte Probleme. Es ist wichtig, nicht nur auf die positiven Zahlen zu schauen. Ein Blick über die oberflächlichen Daten hinaus offenbart nämlich ernste strukturelle Probleme unter der Oberfläche.

Lesetipp:  Neue Verwendung für ausgemusterte Flugzeuge?
SPIEGEL-Bestsellerautorin Eva Almstädt lässt Pia Korittki in ihrem zwanzigsten Fall ermitteln

Trotz des Wachstums hat Spanien weiterhin mit einer extrem hohen Arbeitslosigkeit und Inflation zu kämpfen. Diese Faktoren tragen zu einem höheren „Elendsindex“ bei, der die wirtschaftliche Belastung für den Durchschnittsbürger widerspiegelt. (Der Elendsindex ist ein wirtschaftliches Maß, das die „wirtschaftliche Misere“ in einem Land schnell widerspiegelt).

Es ist wichtig zu verstehen, dass dieser Index die Kombination aus Arbeitslosigkeit und Inflation misst. Hohe Arbeitslosigkeit bedeutet nicht nur, dass die Menschen kein Einkommen haben, sondern auch, dass der Konsum und damit das Wirtschaftswachstum gehemmt werden. Dies kann zu einem Teufelskreis führen, in dem die wirtschaftliche Erholung immer schwieriger wird.

Vergleicht man Spanien mit anderen Ländern der Eurozone, so fällt auf, dass die spanische Wirtschaft zwar schneller wächst, wir aber beim Lebensstandard hinterherhinken. Das BIP pro Person liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Spanien liegt an 20. Stelle von 27 EU-Ländern.

Eine weitere erschwerende Tatsache ist die zunehmende soziale Ungleichheit in Spanien. Mit fast 27 % der Bevölkerung (17 Millionen Menschen), die von Armut bedroht sind, wird die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer.

Diese sozialen Probleme werden durch die steigenden Lebenshaltungskosten verschärft, die oft in keinem Verhältnis zu den Einkommenssteigerungen stehen. Infolgedessen sehen sich viele Spanier gezwungen, ihren Lebensstil anzupassen, was sich wiederum auf das allgemeine Wirtschaftswachstum und die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen auswirkt.

Ein drängendes Problem für die spanische Wirtschaft ist das Haushaltsdefizit. Experten gehen davon aus, dass Spanien bis zum Jahr 2026 nicht in der Lage sein wird, seinen Haushalt zu sanieren. Die Kreditaufnahme mag zwar kurzfristig zu Wachstum führen, führt aber langfristig zu einer höheren Schuldenlast für künftige Generationen.

Spanien muss auch seine Produktivität verbessern. Trotz des langsamen Wachstums in der Eurozone muss die Arbeitsproduktivität unbedingt gesteigert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Innovation und technologischer Fortschritt sind hier wichtig. Die Unternehmen müssen in die Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer investieren.

Eine dritte wichtige Aufgabe besteht darin, die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten. Der Klimawandel und die Notwendigkeit, auf grüne Energie umzusteigen, sind für Spanien sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Investitionen in erneuerbare Energien können den Klimawandel bekämpfen, neue Arbeitsplätze schaffen und das Wirtschaftswachstum fördern.

Nachhaltigkeit muss jedoch auch im breiteren Kontext der sozioökonomischen Gleichheit gesehen werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Vorteile dieser Umstellung gerecht verteilt werden, damit jeder die Möglichkeit hat, von grünen Initiativen zu profitieren.

Quelle: Agenturen