An beliebten Stränden in Calvià, Alcúdia und Santa Ponça ist das System bereits Standard. Über Plattformen wie „Beach Manager“ können Besucher Tage oder sogar Wochen im Voraus einen Liegestuhl reservieren, komplett mit Zeitfenster und genauer Position auf einer digitalen Karte. Die Bezahlung erfolgt online, nicht mehr bar am Strand.
Wer sich spontan in die Sonne legen möchte, aber keine Online-Reservierung hat, darf den Liegestuhl nicht benutzen – auch wenn er frei ist – und wird vom Strandpersonal entschlossen weggeschickt. Leere Liegestühle werden dann mit roten Bändern mit der Aufschrift „Reservado” („reserviert”) abgesperrt.
Die größte Unzufriedenheit entsteht dadurch, dass Hotels massenhaft die Liegestühle in der ersten Reihe über das System reservieren. Diese werden dann als exklusiver Service für ihre Gäste angeboten, zwar zum gleichen Preis wie bei einer Direktbuchung, aber oft nur intern verfügbar. Für diejenigen, die kein Hotelarrangement haben, sind die besten Plätze dadurch praktisch unerreichbar.
Für Außenstehende bleibt daher oft nur noch ein Platz ganz hinten am Strand. Besonders frustrierend ist, dass das Reservierungsportal an einigen Orten nur eingeschränkt zwischen 16:00 und 6:00 Uhr verfügbar ist.
Wie das Reservierungssystem in der Praxis funktioniert, zeigt die Geschichte von Mayra A. An einem Samstag im Juli wollte sie zusammen mit ihrer 80-jährigen Mutter einen entspannten Tag am Strand von Alcúdia verbringen. „Wir wollten ein Set Strandliegen mit Sonnenschirm mieten und ein paar Stunden am Meer genießen”, erzählte sie dem „Mallorca Magazin”.
Obwohl der Strand gut besucht war, fiel ihr auf, dass viele Liegen in der ersten Reihe leer blieben. Kurz nachdem sie sich unter einem der Sonnenschirme niedergelassen hatten, wurden die beiden Frauen von einem Mitarbeiter angesprochen. Anstatt den üblichen Tagespreis zu verlangen, wies er auf ein rotes Band mit der Aufschrift „Reservado” hin und forderte sie auf, den Platz zu verlassen.
Die Suche nach einem anderen Liegestuhl erwies sich als ebenso frustrierend: Auch die zweite Reihe war komplett im Voraus reserviert. „Ich musste mit meiner 80-jährigen Mutter mehr als eine halbe Stunde laufen, bevor wir endlich ein nicht besetztes oder nicht reserviertes Set Stühle mieten konnten”, sagte A. empört.
Viele Mallorquiner und Last-Minute-Strandbesucher fühlen sich dadurch ausgeschlossen. Wer nicht über das Portal bucht – oder kein Hotelgast ist – hat oft das Nachsehen. Offiziell sind die Strände öffentliches Eigentum, aber das digitale System bringt dieses Prinzip zunehmend ins Wanken.
Quelle: Agenturen