Die Regierung der Balearen hält mit einem Erlass zur Verwaltungsvereinfachung an der Möglichkeit fest, in hochwassergefährdeten Gebieten zu bauen. Die Maßnahme ist bereits in Kraft und könnte am kommenden Dienstag (12.11.2024) im Parlament endgültig verabschiedet werden.
Obwohl das Dekret Kritik auslöste, zeigte sich die Regionalpräsidentin Marga Prohens offen für eine eingehende Debatte. Dabei vermied sie eine direkte Äußerung zu einer möglichen Überprüfung der Bauvorschriften in Hochrisikogebieten.
In diesem Jahr wurden durch das Dekret bereits mehr als 570 Baugrundstücke in Risikogebieten auf Mallorca freigegeben. Die Umweltorganisation Terraferida hat errechnet, dass die Maßnahme Bauprojekte in überschwemmungsgefährdeten Gebieten wie Campos (287 Grundstücke), Palma (98 Grundstücke) und sa Pobla (64 Grundstücke) ermöglichen wird. Terraferida warnt vor den hohen Risiken, die von der zunehmenden Zahl extremer Wetterereignisse, wie den DANA-Stürmen, ausgehen. Die Organisation fordert die Regierung auf, die Gesetzgebung zu überprüfen und zurückzunehmen.
Die offiziellen Karten der Überschwemmungsgebiete auf den Balearen decken nur einen Teil der Risikozonen ab. Laut den Geographen Joan Estrany und Cels Garcia umfassen die offiziellen europäischen Risikokarten nicht alle hochwassergefährdeten Gebiete auf den Inseln. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf größere Einzugsgebiete, während kleine Bäche und so genannte „torrentes fantasma“ – verschwundene oder verdeckte Flüsse – von diesen Karten ausgeschlossen sind. Dies macht es schwierig, das gesamte Hochwasserrisiko zu visualisieren.
Neben den offiziell anerkannten Risikogebieten weist Garcia auch auf gefährdete Orte wie die Feuerwache in Palma, den Festivalpark und Touristengebiete wie Santa Ponça und s’Arenal hin. Die Küstengebiete sind besonders gefährdet, da das Wasser bei Stürmen nicht ins Meer abfließen kann, was die Überschwemmungen verschlimmert. Allein in Palma könnten bei einem extremen Sturm schätzungsweise 56.000 Menschen betroffen sein. Dies macht deutlich, wie wichtig genauere Risikokarten und bessere Präventionsmaßnahmen sind.
Darüber hinaus erhöht die zunehmende Urbanisierung auf den Balearen das Risiko weiter. Die Pflasterung des Bodens in neuen Wohngebieten führt dazu, dass das Regenwasser schneller abläuft, was die Überschwemmungsgefahr erhöht. Auch die Umleitung natürlicher Wasserläufe, wie der Riera in Palma, hat das Risiko in einigen Gebieten erhöht.
RiscBal, ein lokales Institut für Risikomanagement, setzt jetzt Drohnen mit Lasern ein, um topografische Daten zu sammeln und gefährdete Gebiete genauer zu identifizieren. Dies hilft bei der Vorhersage des Wasserverhaltens und der Auswirkungen auf bebaute Gebiete. Estrany betont, wie wichtig diese Technologie ist, um besser auf künftige Hochwasserrisiken vorbereitet zu sein, insbesondere in kleinen Einzugsgebieten, die schnell auf starke Regenfälle reagieren.
Quelle: Agenturen