„Turigrinos“ – der neue Trend auf dem Jakobsweg

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Der Jakobsweg erlebt 2025 erneut ein Rekordjahr. Allein im Juli wurden 61.197 Pilger registriert, womit die Gesamtzahl in diesem Jahr auf 290.000 steigt, gut 14.000 mehr als im gleichen Zeitraum 2024. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird erstmals die Marke von einer halben Million Wanderern überschritten.

Unter den traditionellen Pilgern taucht jedoch immer häufiger ein neuer Typ von Reisenden auf: der „Turigrino“ (eine Zusammensetzung aus den Wörtern „turista“ und „pelegrino“). Diese Wanderer suchen den Camino nicht aus Glauben, zur Besinnung oder als körperliche Herausforderung, sondern als günstigen und einfachen Urlaub. Sie legen kurze Etappen zurück, lassen ihr Gepäck transportieren und bevorzugen Hotels oder Pensionen gegenüber den einfachen Pilgerunterkünften.

Diese Entwicklung ist deutlich in den öffentlichen Albergues (Herbergen) zu spüren, die von der Xunta de Galicia, der Regionalregierung von Galicien, verwaltet werden. Trotz der Hochsaison bleiben manchmal Betten leer. Eine Übernachtung kostet hier derzeit bis zu 10 Euro, während private Herbergen zwischen 10 und 25 Euro verlangen. Viele „Turigrinos” sind der Meinung, dass der Aufpreis für mehr Komfort, Privatsphäre und weniger Trubel es wert ist.

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Gustav Knudsen | Rockanje aan Zee

Außerdem wandern immer mehr Teilnehmer nur die letzten 100 Kilometer der Route, die Mindeststrecke, um die Compostela zu erhalten. Wo der Camino einst für wochenlanges Entbehren und Zusammenhalt stand, wird er heute manchmal auf vier oder fünf touristische Etappen reduziert. Reiseveranstalter reagieren geschickt darauf, was bei Puristen auf Kritik stößt.

Dennoch ist der traditionelle Camino nicht verschwunden. Pilger, die die ursprüngliche Idee erleben wollen, entscheiden sich nach wie vor für die authentische Atmosphäre in Albergues. Dort entsteht das Gemeinschaftsgefühl, das die Reise so einzigartig macht. Einige Herbergen passen sich zudem an, indem sie auch Privatzimmer anbieten, sodass Komfort und Gemeinschaft Hand in Hand gehen können.

Mit dem Vormarsch der „Turigrinos” verändert sich der Camino unverkennbar. Die Frage bleibt, ob dies eine Bereicherung ist, die die Reise zugänglicher macht, oder eine Entwicklung, die langsam die Seele dieser jahrhundertealten Pilgerroute aushöhlt.

Quelle: Agenturen