Spanien hat mehr als dreitausend Kilometer Grenzen, die voller Überraschungen stecken. Von Enklaven in Frankreich über einen Felsen in britischer Hand bis hin zu einer fast vergessenen Grenze zu Portugal: Die spanischen Grenzen erzählen jahrhundertealte Geschichten voller Geschichte, Diplomatie und manchmal auch reiner Zufälle.
Eine der bekanntesten Kuriositäten ist Llívia, eine kleine spanische Stadt in der Provinz Girona, die vollständig von französischem Gebiet umgeben ist. Dieser Sonderfall entstand nach dem Vertrag von den Pyrenäen im Jahr 1659, als Spanien eine Reihe von Dörfern in La Cerdanya an Frankreich abtreten musste. Llívia blieb spanisch, da es als Stadt und nicht als Dorf betrachtet wurde. Heute müssen die Einwohner durch Frankreich fahren, um nach Spanien zu gelangen, obwohl dank eines Sonderabkommens eine „freie Straße” angelegt wurde, die Llívia mit Puigcerdà verbindet.
Auch am Fluss Bidasoa gibt es eine einzigartige Situation: die Isla de los Faisanes. Diese kleine Insel zwischen Hendaye (Frankreich) und Irún (Spanien) hat einen ganz besonderen Status. Alle sechs Monate wechselt die Souveränität – von Februar bis Juli gehört sie zu Spanien, von August bis Januar zu Frankreich. Niemand lebt dort, aber die Insel ist ein Symbol für die friedliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern.
Auf der anderen Seite des Mittelmeers liegt Peñón de Vélez de la Gomera, eine spanische Festung an der marokkanischen Küste. Sie ist über einen schmalen, nur 85 Meter breiten Sandstreifen mit dem afrikanischen Festland verbunden, was sie zu einer der kürzesten Grenzen der Welt macht. Diese Verbindung entstand nach einem Erdbeben im Jahr 1930, durch das ein natürlicher Damm die ehemalige Insel mit Marokko verband.
Auf der Nordseite gibt es noch einen weiteren Sonderfall: Andorra. Dieser Zwergstaat liegt eingeklemmt zwischen Spanien und Frankreich und wurde jahrhundertelang gemeinsam vom französischen Präsidenten und dem Bischof von Urgell regiert. Heute ist er völlig unabhängig, aber die historischen Verbindungen zu Spanien sind in Sprache, Kultur und Wirtschaft noch immer sichtbar.
Und dann ist da natürlich noch Gibraltar, das kleine, aber weltberühmte Stück britischen Territoriums an der Südspitze Spaniens. Seit 1713 gehört es zum Vereinigten Königreich, sehr zum Leidwesen Spaniens. Die Grenze zu Gibraltar ist nur 1,2 Kilometer lang, aber täglich überqueren Tausende von Spaniern den Kontrollpunkt, um dort zu arbeiten oder einzukaufen.
Auch mit Portugal sind die Grenzen nicht so eindeutig, wie sie scheinen. Die „unbestimmte Grenze” bei Olivenza ist nach wie vor ein heikles Thema. Spanien betrachtet sie als spanisches Hoheitsgebiet, aber Portugal hat sie seit Beginn des 19. Jahrhunderts nie offiziell aufgegeben. Dennoch leben die Einwohner dort friedlich zusammen, ohne sich um die diplomatischen Meinungsverschiedenheiten zu kümmern.
Von historischen Enklaven bis hin zu modernen Grenzübergängen: Die spanischen Grenzen bilden ein Mosaik aus Geschichten, die zeigen, wie Geschichte, Geografie und Politik sich seit Jahrhunderten gegenseitig beeinflussen. Wer sie alle entdecken möchte, muss nur eine Karte zur Hand nehmen – und genau hinschauen.
Quelle: Agenturen





