Fast drei Jahre nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine sind die Auswirkungen des Konflikts noch immer zu spüren. Hunderttausende von Menschen haben ihr Leben verloren und Familien wurden auseinandergerissen. Viele versuchen, den Schrecken des Krieges zu entkommen, und suchen den Weg in andere Länder, darunter auch Spanien. Vor allem die Provinz Alicante hat sich zu einem wichtigen Zufluchtsort für ukrainische Flüchtlinge entwickelt.
Nach Angaben des spanischen Statistikamtes (INE) wurden im vergangenen Jahr 499 Ukrainer in Alicante registriert, die höchste Zahl in Spanien. Damit übertrifft sie große Provinzen wie Valencia (297), Madrid (91) und Barcelona (156). Die meisten Neubürger sind in der Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen, gefolgt von den 30- bis 34-Jährigen und den Kindern im Alter von 0 bis 14 Jahren.
Der Vorsitzende der ukrainischen Vereinigung in der Provinz Alicante erklärt, dass die ukrainische Gemeinschaft in dieser Region schon seit einiger Zeit besteht. Der Verband wurde 2004 gegründet, weil immer wieder Ukrainer in der Region leben, oft wegen der Beschäftigungsmöglichkeiten. Als der Krieg ausbrach, halfen viele Einheimische ihren Freunden und Verwandten, was zu einem Anstieg der Zahl der Flüchtlinge führte.
Alicante ist nicht nur ein schöner Ort zum Leben für Flüchtlinge, sondern bietet auch Arbeitsmöglichkeiten und ein angenehmes Klima. Viele Ukrainer haben sich gut eingelebt, die Sprache gelernt und sich selbstständig gemacht, z.B. mit Friseurläden, Bäckereien und Autowerkstätten. Andere finden Arbeit auf dem Bau oder als Hausangestellte.
Hilfsorganisationen spielen eine entscheidende Rolle bei der Integration ukrainischer Flüchtlinge in Spanien. Nach Angaben des Roten Kreuzes von Alicante umfasst das Aufnahme- und Integrationsprogramm mehrere Phasen.
Phase 0 beginnt mit einer Bewertung und Überweisung, in der die Grundbedürfnisse gedeckt werden, bis das Ministerium für Eingliederung, soziale Sicherheit und Migration eine geeignete Unterkunft zuweisen kann. Diese Phase dauert im Durchschnitt zwei Monate, je nach Verfügbarkeit.
In Phase 1, der Aufnahmephase, erhalten die Flüchtlinge vorübergehend Stabilität und werden in sozialen, psychologischen und arbeitsbezogenen Fragen beraten. Außerdem nehmen sie an einem Spanisch-Sprachkurs teil. Die Dauer dieser Phase hängt von ihrem Integrationsstand ab.
In Phase 2 beginnt der Prozess der Selbstständigkeit. Hier erhalten die Flüchtlinge finanzielle Unterstützung für den Grundbedarf und die Miete. Mit der Genehmigung des Ministeriums können sie ein unabhängigeres Leben führen, auch wenn sie weiterhin vom Betreuungsteam beaufsichtigt werden.
Nach Angaben des Roten Kreuzes stammen etwa 60 % der Flüchtlinge in der Unterkunft „Europa House“ aus der Ukraine, was zeigt, dass nach wie vor ein großer Bedarf an Hilfe besteht. Der Zustrom von Ukrainern hat seit Beginn des Krieges nicht nachgelassen.
Die Situation in Alicante veranschaulicht die Herausforderungen und Erfolge der ukrainischen Flüchtlinge in Spanien, die trotz ihrer Traumata und ihres Leids versuchen, ihr Leben in einer neuen Umgebung wieder aufzubauen.
Quelle: Agenturen