„Unhaltbare Popularität“ von drei spanischen Reisezielen

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Es ist keine Neuigkeit mehr, dass Spaniens beliebteste Reiseziele Gefahr laufen, dem Druck des Tourismus zu erliegen. Die Kehrseite ihrer Anziehungskraft ist eine stark verminderte Lebensqualität für die Einwohner. Ein aktueller Bericht spricht von der „unhaltbaren Popularität“ von gleich drei spanischen Reisezielen.

Einem aktuellen Bericht des Reiseführers Fodor zufolge gehören Barcelona, Mallorca und die Kanarischen Inseln zu den Reisezielen mit „unhaltbarer Popularität“. Obwohl diese Orte weltweit für ihre Schönheit, ihre attraktiven Sehenswürdigkeiten und ihre einzigartige Kultur gelobt werden, bereitet der ständige Strom von Touristen den Einheimischen zunehmend Probleme.

In Städten wie Barcelona und auf Inseln wie Mallorca und Teneriffa bringen die Einwohner zunehmend ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck. Protestaktionen, wie das Besprühen von Touristen mit Wasserpistolen in Barcelona oder Massendemonstrationen an Stränden auf den Kanarischen Inseln, machen die Frustration deutlich. Texte auf Spruchbändern wie „Euer Luxus, unser Elend“ und „Die Kanarischen Inseln haben eine Grenze“ machen deutlich: Die Einwohner spüren zunehmend die negativen Auswirkungen des Massentourismus.

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Die Auswirkungen sind vielfältig und weitreichend. So ist beispielsweise die Durchschnittsmiete in Barcelona in den letzten zehn Jahren um 68 % gestiegen, was zum Teil auf die mehr als 10.000 Ferienwohnungen zurückzuführen ist, die über Plattformen wie Airbnb vermietet werden. Als Reaktion darauf hat die Stadt beschlossen, bis spätestens 2028 alle Lizenzen für Kurzzeitvermietungen zu widerrufen. Aktivisten nennen dies jedoch einen Tropfen auf den heißen Stein. Außerdem wurde die Kurtaxe der Stadt erhöht, um die Auswirkungen des Massentourismus besser in den Griff zu bekommen.

Katalonien war die erste spanische Region, die 2012 eine Touristensteuer einführte, die je nach Art der Unterkunft und Lage zwischen 60 Cent und 6,25 Euro pro Person und Nacht liegt. In Barcelona gelten höhere Tarife und eine maximale Aufenthaltsdauer von sieben Nächten. Auf den Balearen wurde 2016 eine nachhaltige Touristensteuer eingeführt, deren Sätze zwischen 25 Cent in der Nebensaison und 4 Euro in der Hochsaison liegen. Der Erlös kommt Umweltschutz- und Kulturprojekten zugute.

Andere spanische Städte wie San Sebastián erwägen eine ähnliche Steuer, während europäische Städte wie Rom, Venedig und Berlin schon seit Jahren von Touristen Gebühren erheben, um den Druck auf Einwohner und Infrastruktur zu verringern.

Rom, eine Stadt, die seit langem unter einer unhaltbaren Popularität leidet, verlangt sogar 7 € pro Tourist und Nacht. In Spanien hat Mogán auf Gran Canaria gerade beschlossen, ab dem 1. Januar 2025 eine Touristensteuer zu erheben. Mit der neuen kommunalen Maßnahme wird eine tägliche Gebühr von 15 Cent pro Person für jeden Aufenthalt in einer Touristenunterkunft innerhalb der Gemeinde eingeführt.

Trotz der negativen Auswirkungen bleibt der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle für Spanien. Im Jahr 2023 erwirtschaftete der Sektor auf den Kanarischen Inseln 16,9 Milliarden Euro und trug damit 35 % zum regionalen BIP bei. Auch Barcelona verzeichnete 2022 einen Rekord von 9,6 Milliarden Euro an Tourismusausgaben. Doch laut Daniel Pardo Rivacoba von der Kampagnengruppe Asamblea de Barrios por el Decrecimiento Turístico profitieren die Anwohner kaum davon. „Das Problem besteht seit mindestens 15 Jahren, und es gibt keine Lösungen“, argumentiert er.

Die Situation in Spanien ist kein Einzelfall. Überall in Europa kämpfen beliebte Reiseziele mit dem Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Vorteilen und sozialen Belastungen. Während Städte wie Venedig und Florenz bereits Maßnahmen ergriffen haben, um die Besucherströme einzudämmen und die Einnahmen zu erhöhen, unter anderem durch die Einführung oder Erhöhung von Touristensteuern, stellt sich die Frage, ob Spanien bereit ist, ähnliche Schritte zu unternehmen. Vorerst bleibt die Botschaft der Einwohner laut und deutlich: Der Massentourismus darf nicht auf Kosten der Lebensqualität und der Kultur gehen.

Quelle: Agenturen