Hakle ist in Deutschland seit 1928 eine bekannte Marke, aber der in Düsseldorf ansässige Toilettenpapierhersteller hat erklärt, dass erst die Gaspreiskrise in diesem Sommer ihn in die Insolvenz getrieben hat. Energieintensive Unternehmen wie Hakle sind durch die Unterbrechung der russischen Gaslieferungen nach Europa, für die Moskau die westlichen Sanktionen nach seinem Einmarsch in der Ukraine im Februar verantwortlich macht, besonders gefährdet.
„Innerhalb kürzester Zeit sind die Strom- und Gaspreise so stark gestiegen, dass wir sie natürlich nicht so schnell an unsere Kunden weitergeben können“, erklärte Karen Jung, Marketingleiterin des Unternehmens, gegenüber Reuters.
Die Zahl der Insolvenzen wie die von Hakle ist seit August sprunghaft angestiegen und hat die Befürchtung geweckt, dass die größte europäische Volkswirtschaft von einer Pleitewelle überrollt werden könnte – eine weitere Folge des russischen Energiekonflikts mit Europa.
Die Notlage der Unternehmen erhöht den Druck auf die Drei-Parteien-Koalition von Bundeskanzler Olaf Scholz, die versucht, die Deutschen vor steigenden Gasrechnungen, der höchsten Inflation seit Jahrzehnten und der drohenden Rezession sowie dem Brennstoffmangel im Winter zu schützen. Der jährliche Anstieg der Energiepreise in Deutschland lag im August bei durchschnittlich 139 %, wie aus den jüngsten Erzeugerpreisdaten hervorgeht, die diese Woche veröffentlicht wurden.
Wirtschaftsminister Robert Habeck hat in diesem Monat bereits eine Gegenreaktion ausgelöst, als er in einem Fernsehinterview das Thema herunterspielte und sagte, dass Unternehmen nicht zwangsläufig zahlungsunfähig werden, selbst wenn Kunden in Schwierigkeiten geraten und ihre Produkte nicht mehr kaufen. Unter dem Motto „You’ll never walk alone“ gibt die Regierung Scholz Dutzende von Milliarden Euro für Hilfsmaßnahmen aus und hat Deutschlands größtem russischen Gasimporteur, Uniper, aus der Patsche geholfen.
Hakle will damit aber mehr Schutz für den sogenannten Mittelstand, der oft in Familienbesitz ist und den Motor der deutschen Wirtschaft darstellt. „Natürlich ist es wichtig, die sehr großen und systemrelevanten Unternehmen im Auge zu behalten und Lösungen für sie zu finden“, sagte Jung. „Es ist aber auch richtig, dass ein sehr wichtiger Teil der Arbeitsplätze in Deutschland auf den Mittelstand zurückzuführen ist. Und hier brauchen wir wirklich Lösungen, damit der Mittelstand hier in Deutschland weiterhin eine Zukunft hat.“
Als Reaktion auf diese Bedenken hat Habeck mehr Unterstützung für kleinere Unternehmen versprochen, während Justizminister Marco Buschmann plant, die Insolvenzvorschriften zu lockern, um Unternehmen zu helfen, die unter den Energiekosten untergehen.
Quelle: Agenturen





