Die Banc de Temps de Sencelles, eine kleine Nachbarschaftsorganisation, hat es geschafft, an diesem Samstag (25.05.2024) 10.000 Demonstranten in Palma auf Mallorca zu versammeln, um gegen die Überbelegung der Balearen durch Touristen zu protestieren und den Zugang zu „angemessenem Wohnraum“ zu fordern, indem sie einen Mindestwohnsitz von fünf Jahren auf den Inseln als Voraussetzung für den Erwerb eines solchen vorschlägt.
„Dieses Land muss ein Ort sein, an dem unsere Söhne und Töchter in Sicherheit und Würde aufwachsen können, mit einem kontrollierten Tourismus, der nicht unser ganzes Leben bestimmt“, heißt es in dem Manifest, das von der Nachbarschaftsorganisation dieser kleinen mallorquinischen Gemeinde mit 3.795 Einwohnern (laut Volkszählung von 2023) verfasst wurde.
Das Manifest umfasst sieben Maßnahmen, um die derzeitige Situation der touristischen Überfüllung zu stoppen, und das Recht, ein Haus zu einem erschwinglichen Preis kaufen oder mieten zu können, nachdem der Preis aufgrund des großen Interesses ausländischer Bürger, auf dem Archipel zu investieren oder einen Zweitwohnsitz zu haben, kontinuierlich gestiegen ist.
Die Organisation schlägt daher vor, einen „Wohnungsnotstand“ auf den Balearen auszurufen, damit „dringende Maßnahmen zugunsten des Rechts auf Wohneigentum ergriffen werden können“. Sie schlägt auch die Anerkennung der Inseln als „Spannungsgebiet“ vor, um die Mietpreise zu regulieren. Weitere Ziele sind die Verabschiedung eines Moratoriums für touristische Vermietungen und die Gewährung von Garantien für Mieter und Pächter sowie von Beihilfen für die Sanierung von Wohnungen.
Sie fordern auch die „Wiederunterbringung“ von Personen, die wegen der Unmöglichkeit, ihre Miete zu zahlen, aus ihren Wohnungen vertrieben wurden, wie dies in den geltenden Rechtsvorschriften vorgesehen ist. Schließlich schlägt die Banc de Temps vor, den Erwerb von Wohnungen durch Personen zu beschränken, die seit mindestens 5 Jahren nicht mehr im Land leben, und den Erwerb von Wohnungen auf Wohlhabende zu beschränken. „Diese Forderungen sind unerlässlich, damit die Balearen ein lebendiger, vielfältiger und einladender Ort bleiben; wir müssen für unsere Häuser, für unsere Familien und für unsere Würde kämpfen“, heißt es in dem Manifest, das am Ende der Demonstration auf Palmas Paseo del Borne verlesen wurde.
Die von den internationalen Medien verfolgte Demonstration fand statt, nachdem die balearische Regierung in dieser Woche einen umfassenden politischen und sozialen Pakt zur Bewältigung dieser Situation und zur Verabschiedung konkreter Maßnahmen für die nahe Zukunft geschlossen hatte.
Die Banc de Temps de Sencelles ist eine Gemeinschaftsinitiative, die 2010 ins Leben gerufen wurde und den Austausch von Zeit, Dienstleistungen, Fähigkeiten, Wissen, Beziehungen und Hilfe unter den Nachbarn fördert. Ihre Situation verschlechterte sich nach der Covid-19-Pandemie, als sie „Hilferufe“ von Nachbarn auf ihrer Gemeinschaftswaschanlage erhielten, weil sich ihre monatliche Miete verdoppelt oder sogar verdreifacht hatte, erklärte einer der Sprecher der Organisation, Javier Barbero.
Der balearische Verband der nationalen und internationalen Immobilienmakler (Abini) hat zu der Demonstration ein Kommuniqué herausgegeben, in dem er den Demonstranten angesichts des „unhaltbaren Drucks des Massentourismus“ und des Problems der „Unzugänglichkeit“ von Wohnraum seinen „vollen Respekt und seine Solidarität“ ausspricht. „Die Balearen können die Ankunft von 20 Millionen Touristen pro Jahr nicht verkraften, und es ist inakzeptabel, dass es 18 Jahre dauert, um ein angemessenes Haus zu erwerben“, betonte der Verband.
Anlässlich des Europawahlkampfes erklärte die Vorsitzende der Sozialisten Mallorcas, Catalina Cladera, dass „die Stadtviertel und Städte Mallorcas Orte sein müssen, an denen die Bewohner leben können“. Aus diesem Grund verteidigte sie die Verabschiedung „entscheidender Maßnahmen“, um den Zugang zu Wohnraum für die Bewohner zu fördern und die Preise für den Verkauf und die Mieten zu kontrollieren.
Der Kandidat von El Pi für das Europäische Parlament, Jordi Prunés, sagte, dass „hinter dieser Demonstration das Gefühl steht, dass es immer schwieriger wird, hier zu leben: Wir sterben als Gesellschaft“, weshalb „Europa Maßnahmen ergreifen muss, um diese Situation zu ändern“, forderte er.
Quelle: Agenturen
