Vorgezogene Parlamentswahlen in Spanien?

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Premierminister Pedro Sánchez sieht sich mit einer schweren politischen Krise konfrontiert, nachdem Santos Cerdán, der Organisationssekretär der PSOE, aufgrund eines Berichts der Guardia Civil über mutmaßliche Bestechungsgelder bei öffentlichen Ausschreibungen in Höhe von 620.000 Euro zurückgetreten ist. Der Fall Cerdán kommt zu früheren Skandalen hinzu, darunter der um den ehemaligen Verkehrsminister Ábalos und dessen ehemaligen Berater Koldo, was den Druck auf die Regierung weiter erhöht.

Der zurückgetretene Sekretär beteuert seine Unschuld und will sich voll und ganz auf seine Verteidigung konzentrieren. Für Premierminister Sánchez ist dies eine Chance, strategisch zu handeln: Nutzt er diesen Moment, um vorgezogene Wahlen anzusetzen, oder versucht er doch, bis zu den regulären Wahlen zwischen dem 22. Mai und dem 22. August 2027 durchzuhalten?

Am Tag der Bekanntgabe der Ergebnisse der Untersuchung entschuldigte sich Ministerpräsident Pedro Sánchez in einer emotionalen Erklärung. Er kündigte eine externe Prüfung der Parteifinanzen an, versprach eine tiefgreifende Umstrukturierung der PSOE-Führung, betonte jedoch, dass vorgezogene Wahlen zum jetzigen Zeitpunkt keine Option seien.

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Gustav Knudsen | 1987

Sollte Sánchez dennoch beschließen, vorgezogene Wahlen anzusetzen, kann er dies nur tun, wenn er den Kongress freiwillig auflöst. Die spanische Verfassung schreibt vor, dass zwischen zwei Auflösungen mindestens ein Jahr liegen muss, und diese Frist ist seit der letzten Auflösung am 29. Mai 2023 abgelaufen. Nach der Veröffentlichung im Staatsanzeiger (BOE) beginnt dann eine Frist von 54 Tagen, die zu Wahlen in der zweiten Augusthälfte 2025 führen würde.

Die Opposition, insbesondere die Partido Popular (PP), bezeichnete die Maßnahmen von Sánchez als unzureichend und enttäuschend und plädiert für vorgezogene Wahlen oder sogar einen Misstrauensantrag, obwohl dafür keine ausreichende Unterstützung vorhanden ist. PP-Chef Feijóo stellte Sánchez als einen Premierminister dar, der sich in eine Opferrolle drängt, und forderte die Sozialpartner auf, die Zusammenarbeit mit der Regierung zu überdenken.

Innerhalb der Regierungskoalition gehen die Meinungen auseinander. Sumar-Chefin Yolanda Díaz hält die Entschuldigungen von Sánchez für unzureichend und plädiert für eine grundlegende Überarbeitung der Zusammenarbeit mit der PSOE. Gleichzeitig fordern Parteien wie ERC, Junts, PNV, Podemos und EH Bildu mehr Offenheit und klare Erklärungen, halten aber vorerst an ihrer Unterstützung für die Regierung fest.

Kurz gesagt, die kommende Zeit verspricht politisch turbulent zu werden. Die Forderungen nach vorgezogenen Wahlen werden immer lauter, und es scheint immer weniger die Frage zu sein, ob Sánchez weitermachen will, sondern vor allem, ob er das überhaupt kann – angesichts der Spannungen innerhalb der Koalition und des wachsenden Misstrauens in der spanischen Bevölkerung.

Quelle: Agenturen