In Spanien tobt derzeit eine Kontroverse um Politiker, die ihren Lebenslauf mit Ausbildungen aufgebessert haben, die sie nie abgeschlossen haben. Auslöser ist der Rücktritt von Noelia Núñez, einer ehemaligen Politikerin der konservativen Partei PP, die zugab, dass sie ihren Doppelbachelor in Rechtswissenschaften und Rechtsverwaltung nie erworben hat. Dennoch war dies jahrelang auf drei offiziellen Websites zu lesen.
Ihr Rücktritt löste eine Kettenreaktion aus: Mehrere Politiker entfernten oder änderten plötzlich die Angaben zu ihrer Ausbildung. Soziologen erklären, dass der gesellschaftliche Druck, akademisch gebildet zu sein, groß ist. Obwohl ein Abschluss keine Voraussetzung für eine politische Tätigkeit ist, wird er oft als Beweis für Kompetenz und Zuverlässigkeit angesehen.
Auch andere prominente Persönlichkeiten gerieten in die Kritik. Pedro Rollán (PP), Präsident des Senats, entfernte mehrere inoffizielle Diplome und Master-Titel aus seinem Profil. Xavier García Albiol (PP), Bürgermeister von Badalona, musste erklären, warum er jahrelang als „licenciado en Derecho” (Bachelor of Law) vorgestellt wurde, obwohl er den Abschluss erst später im Fernstudium erworben hatte.
In Murcia stellte sich heraus, dass die Stadträtin Carmen Menduiña (VOX) einen nicht existierenden Abschluss in Geografie und Geschichte angegeben hatte. Auch in anderen Regionen wurden ähnliche Fälle aufgedeckt, darunter bei dem sozialistischen Politiker José María Ángel (PSOE) und Ignacio Higuero (VOX). Beide traten nach Enthüllungen über gefälschte Studienangaben zurück.
Experten zufolge handelt es sich dabei oft um mehr als nur eine kleine Notlüge. Das bewusste Aufpolieren des Lebenslaufs deute auf Unsicherheit, Machtstreben oder einen Mangel an Selbstreflexion hin. In öffentlichen Ämtern sei dies besonders problematisch, da dort Ehrlichkeit und Transparenz im Vordergrund stehen sollten.
Diese Welle von Enthüllungen hat in Spanien eine breitere Debatte über Integrität in der Politik und den Wert von Diplomen ausgelöst. Es wird erwartet, dass die politischen Parteien künftig die Lebensläufe ihrer Kandidaten kritischer prüfen werden.
Quelle: Agenturen





