Was im Falle einer Krise oder eines Krieges zu tun ist

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Die schwedischen Behörden haben diese Woche damit begonnen, 5,2 Millionen Haushalten einen aktualisierten Leitfaden für das Verhalten im Krisen- oder Kriegsfall zuzusenden. Die anderen nordischen Länder haben in den letzten Monaten ähnliche Empfehlungen verschickt und die baltischen Staaten haben ihre eigenen Leitfäden für Zivilschutz und Sicherheit aktualisiert.

Schweden hatte bereits 2018 mit der Neuauflage und Aktualisierung des beliebten Leitfadens „Om kriget kommer“ (Wenn der Krieg kommt), der erstmals 1943 verschickt wurde und seit drei Jahrzehnten nicht mehr aufgelegt worden war, eine Vorreiterrolle übernommen.

Die Initiative, zu der auch die Aufnahme des Wortes „Krise“ in den Titel gehörte, wurde damals mit der sich verschlechternden Sicherheitslage in Europa und in der Nachbarschaft begründet, ein Hinweis auf die wachsenden Spannungen mit Russland.

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Die schwedische Agentur für zivile Notfälle (MSB), eine dem Verteidigungsministerium unterstellte Behörde, hat den Leitfaden nun aktualisiert, wobei Aspekte wie öffentliche Warnmeldungen und der Schutz im Internet und vor Desinformation stärker betont werden. Die schwedischen Behörden empfehlen, zu Hause einen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln, Wasser, Medikamenten und anderen Utensilien für mindestens eine Woche zu lagern.
Die neue Version deckt auch andere Aspekte ab, z.B. wie man in Notsituationen ruhig bleibt, wie man mit Kindern umgeht, wie man Blutungen stillt und Ratschläge für Haustiere.

„Die sicherheitspolitische Lage ist ernst, und wir alle müssen unsere Widerstandsfähigkeit stärken, um mit verschiedenen Krisen und schließlich mit Krieg umgehen zu können“, sagte MSB-Generaldirektor Mikael Frisell.

Ein ähnlicher Online-Leitfaden wurde diese Woche von den finnischen Behörden veröffentlicht. Er trägt den Titel „Emergency and Crisis Preparedness“ und wurde von rund zwanzig offiziellen Institutionen und NRO erstellt.

Die Broschüre ist Teil einer Strategie, die die finnische Regierung 2022 ins Leben gerufen hat, um die Widerstandsfähigkeit des Landes gegenüber Ereignissen mit großen sozialen Auswirkungen nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine zu verbessern. Zu diesen Ereignissen gehören lang anhaltende Wasser- und Stromausfälle, Störungen der Telekommunikation, extreme Wetterereignisse, schwere Unfälle und längerfristige Krisen wie eine Pandemie oder ein militärischer Konflikt. Neben Anleitungen enthält der Leitfaden Informationen zu hybriden und informationsbeeinflussenden Aktivitäten und erklärt, wie man die eigene Handlungsfähigkeit in Krisenzeiten aufrechterhalten und anderen helfen kann.

Auch Dänemark und Norwegen haben ähnliche Leitfäden an die Haushalte oder Online-Portale ihrer Bürger verschickt, in denen auf die zunehmende Bedrohung und das Risiko extremer Wetterereignisse in letzter Zeit hingewiesen wird. Im Falle Norwegens wurden die allgemeinen Empfehlungen Ende Oktober aktualisiert und den Bürgern empfohlen, sich mit Grundbedarfsartikeln für mindestens eine Woche statt wie bisher für drei Tage einzudecken.

Anfang September verschickte die dänische Regierung ein digitales Faltblatt mit dem Titel „Crisis-ready“, in dem den Bürgern empfohlen wird, Vorräte für drei Tage anzulegen. Zu den Empfehlungen der dänischen Behörden gehören mindestens drei Liter Wasser pro Person und Tag, nicht verderbliche Lebensmittel, ein Erste-Hilfe-Kit, Hygieneartikel und Jodtabletten.

Auch andere Länder, wie z.B. die drei baltischen Staaten, haben nach dem Vorbild der nordischen Länder gehandelt. Estland, Lettland und Litauen, die direkt an Russland und Weißrussland grenzen, haben in den letzten Monaten ihre Zivilschutz- und Krisenpläne aktualisiert und an die Bürger verteilt.

Litauen war das erste Land, das in einer 2016 aktualisierten Broschüre für den Zivilschutz offen über die Invasion eines feindlichen Landes – gemeint ist Russland – sprach und nun auf der Website lt72.lt Ratschläge für Notfallmaßnahmen bereithält, von der auch die neueste Version der Broschüre heruntergeladen werden kann. Die 72 Stunden beziehen sich auf die Versorgung mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern, die im Falle eines Notfalls oder Krieges verfügbar sein sollten.

Im vergangenen Frühjahr veröffentlichte Lettland eine ähnliche Broschüre mit Anleitungen zum Anlegen von Lebensmittelvorräten und Checklisten für andere 72-Stunden-Vorräte sowie mit Ratschlägen, wo man Schutz suchen und sich auf eine Evakuierung vorbereiten kann und wo man verlässliche Nachrichten und Informationen findet, um nicht auf Gerüchte und Fehlinformationen hereinzufallen.

In Estland verteilte die Katastrophenschutzbehörde Päästeamet Ende April an fast 600.000 Haushalte Merkblätter, wie sie sich im Krisenfall verhalten sollen. In dem Leitfaden, der auch online gelesen werden kann, wird erklärt, wie sich die Bürgerinnen und Bürger beim Ertönen von Notfallsirenen, bei einer Evakuierung oder bei der Suche nach einem Schutzraum verhalten sollten. Darüber hinaus enthält er Hinweise zu Haushaltsvorräten, zur Mitnahme von Evakuierungsutensilien sowie zu wichtigen Telefonnummern und Websites. Die Informationen werden in Estnisch, Englisch, Russisch und Ukrainisch veröffentlicht.

Quelle: Agenturen