Damals ist ein fernes Land

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Damals ist ein fernes Land von Peter Cameron
„Ich habe zurückgelassen, was es zurückzulassen galt. Also alles“, notiert Alex Fox in sein schönes neues Tagebuch. Auf der Flucht vor quälenden Erinnerungen an eine persönliche Tragödie hat er sein Antiquariat in San Francisco aufgegeben, um in Andorra ein neues Leben zu beginnen. Aber es dauert nicht lange, und er gerät unter Mordverdacht, seine eigene Vergangenheit holt ihn aufs schrecklichste ein. Ein poetischer Roman über Liebe und Verrat, über Erinnern und Vergessen.

„Ich riß die Folienmanschette ab, lockerte das Drahtgeschirr und löste behutsam den Korken aus der Flaschenöffnung, und als er mit jenem überaus zufriedenstellenden Laut freikam, ließ etwas in mir los, öffnete sich, ereignete sich aufs neue, und ich war wie befreit und ließ mir den Schaumwein schwelgerisch über die Hände perlen, während ich spürte, wie dieses Etwas in mir sich ausdehnte und von meinem Herzen aus in alle Richtungen zu den entlegenen, undurchlässigen Grenzen meines Körpers schoß. Es war die Freude, die aus dem Gefühl erwächst, daß man dort ist, wo man hingehört.“

Alexander Fox, der Protagonist dieses Romans, verläßt seine amerikanische Heimat, um in Andorra seine Vergangenheit vergessen zu können. Mit der Ankunft in der Hauptstadt La Plata beginnt jedoch ein Weg, der ihn Schritt für Schritt auf den Abgrund zuführt. Von den ersten Momenten optimistisch aufgeladen, führt Fox Tagebuch über den Verlauf seines Aufenthaltes.“Ich wollte Stunde für Stunde, Tag für Tag, auf irgendeine planvolle Weise niederschreiben, was mir widerfuhr, was Bedeutung für mich hatte, was ich sagte und was zu mir gesagt wurde, wie es mir ging und was ich sah; so hätte ich, falls dieses neue Leben fehlschlüge, ein Dokument, etwas Bleibendes: ein Andenken.“

Die Welten, die sich dem Leser aus den Menschen, die Alexander Fox kennenlernt, ansatzweise entfalten, vermitteln das Gefühl von Grashalmen, die ein Wind wahllos über die Erde gefegt hat. Je mehr sich Fox mit diesen ‚Verlorenen‘ beschäftigt, desto stärker wird er hineingesogen in den tragischen Strudel aus verpaßten Möglichkeiten, Dekadenz, Müdigkeit und der immerwährenden Suche nach Liebe. Als wäre es das Tüpfelchen auf dem i, gerät Alexander schließlich unter Mordverdacht und das eigene Trauma holt ihn ein… In kühlen Formulierungen, die nur manchmal ein Stückchen Poesie mitbekommen, ist es Peter Cameron in seinem dritten Roman gelungen, ein Bild zu zeichnen, nach dem der Mensch immer ein Sklave des zuvor erlebten sein wird, im positiven wie auch negativen Sinne. Seine Charaktere fliehen, um von ihrer Art, dem Menschen, Absolution zu erfahren. Doch das gelingt nur bedingt.
Ein Buch,vor dem man sich verneigen darf.

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