In Inca auf Mallorca entstehen 44 öffentliche Ladepunkte an 13 Standorten. Eine grundsätzlich positive Entwicklung, die jedoch einige wichtige Fragen aufwirft: Wer profitiert von diesen Ladepunkten, wer trägt die Kosten und wie stabil ist das Stromnetz, um diese zusätzliche Belastung zu bewältigen?
Es handelt sich um das erste kommunale Ladenetz in Inca, ein Fortschritt, der jedoch weiterer Klärung bedarf. Die zentrale Frage ist, ob 44 Ladepunkte an 13 Standorten, betrieben im Rahmen einer zehnjährigen Konzession, ausreichen, um die Elektromobilität im Herzen der Insel nachhaltig zu fördern, oder ob es sich lediglich um eine unzusammenhängende Insellösung handelt.
In der Carrer de Formentor, am Schwimmbad, auf der Avinguda de Rei Jaume I, im Sportkomplex Mateu Cañellas, auf der Plaça de Blanquer und an zwölf weiteren Standorten sollen in den kommenden Wochen insgesamt 44 Ladepunkte installiert werden. Sechs ältere Ladesäulen werden durch leistungsstärkere Schnellladegeräte ersetzt, und alle Stationen werden mit doppelten Anschlüssen ausgestattet.
Dies ist grundsätzlich erfreulich: Das Inselinnere erhält ein sichtbares Ladenetzwerk mit App-Zugang und Integration in das MELIB-System. Bei näherer Betrachtung werden jedoch Defizite deutlich.
Die Stadt hat eine zehnjährige Betriebskonzession vergeben, wobei der Betreiber jährlich 1.807 Euro pro Ladepunkt an die Kommune zahlt. Was auf den ersten Blick wie eine Einnahmequelle erscheint, wirft Fragen auf: Reichen diese Gebühren aus, um einen dauerhaft zuverlässigen Betrieb, regelmäßige Wartung und schnelle Austauschzyklen zu gewährleisten? Wie sind Vertragsstrafen oder Leistungsanforderungen geregelt, falls Ladesäulen über Monate hinweg ausfallen?
Eine kritische Analyse zeigt: Ein Ladenetzwerk ist mehr als nur die Installation von Ladesäulen und einer App. Entscheidend sind die Ladeleistung, die Kapazität des Netzanschlusses, transparente Preisgestaltung, Echtzeitdaten für die Nutzer und die Priorisierung von Anwohnern gegenüber kurzfristigen Mietwagenflotten. Der Beschluss birgt ein Spannungsfeld: Bürgermeister Moreno sieht Inca als strategischen Standort – was nicht falsch ist –, aber die Hinweise darauf, dass das Angebot auch auf Firmenflotten und Mietwagen abzielt, deuten darauf hin, dass die Förderung des Tourismus und des Gewerbes im Vordergrund stehen könnte. Ohne Kontingente für Anwohner oder spezielle Tarife für Einwohner besteht die Gefahr, dass die meisten Ladevorgänge von Fahrzeugen aus der Region oder von Mietwagen in Anspruch genommen werden.
Was in der öffentlichen Diskussion bisher fehlt, ist eine offene Auseinandersetzung mit der Stromversorgung. Welche Stabilitätsprüfungen hat das städtische Netz durchlaufen? Gibt es Pläne für intelligentes Laden (Lastmanagement), die Integration von Photovoltaik oder Speicherbatterien, um Lastspitzen zu reduzieren? Und wie steht es um die Barrierefreiheit und sichere Fahrrad- und Fußwege zu den Ladestationen – insbesondere an stark frequentierten Orten wie dem Messegelände oder der Sporthalle?
Konkrete Lösungsansätze: Die Stadt sollte technische Mindeststandards und Leistungskennzahlen (KPIs) offenlegen, wie z.B. Mindestladeleistung, maximale Ausfallzeiten und Reaktionsfristen für Reparaturen. Ein Teil der jährlichen Konzessionsgebühren könnte in einen öffentlich verwalteten Wartungs- und Upgrade-Fonds fließen. Prioritätsregelungen für Anwohner, Abonnements mit vergünstigten Tarifen und reservierte Ladeplätze in städtischem Besitz würden die Bevorzugung von Mietwagenflotten verhindern. Außerdem empfehlenswert sind offene Schnittstellen (z. B. OCPP/OCPI) für Interoperabilität, ein öffentliches Dashboard mit Verfügbarkeitsdaten und eine verbindliche Studie zur Netzverträglichkeit einschließlich Photovoltaik- und Speicheroptionen.
Fazit: Inca unternimmt einen wichtigen Schritt – ein kommunales Ladenetz ist notwendig und ein sichtbares Zeichen für die lokale Klimawende. Allerdings müssen die Planung und die Vertragsgestaltung sorgfältig ausgearbeitet sein, da sonst die Gefahr besteht, dass die Infrastruktur, die Unterhaltungskosten und die Bedürfnisse der Nutzer aus dem Blick geraten. Kommunale Kontrolle, transparente Daten, Anwohnerreservierungen und eine echte Verbindung zur lokalen Energieversorgung sollten die nächsten Punkte auf der Agenda sein, bevor die ersten Ladesäulen probeweise in Betrieb genommen werden.
Quelle: Agenturen




