Mallorca: Der christliche Reiseführer von Bernhard Wagner
Auf diese Idee muss man erst einmal kommen: Nach Mallorca zu fahren – und Ballermann, Sangria und Strandgetümmel einfach zu negieren. Man kann die Insel auch anders entdecken, meint Bernhard Wagner: mit dem Pilgerstab.
Oder zumindest auf christlichen Pfaden. Abseits der Flaniermeilen, Kneipenreviere und Strandkalamitäten. Und so schreib Bernhard Wagner, Mallorca-Liebhaber und Journalist (u. a. “Kirche aktuell“) jetzt den ersten christlichen Reiseführer für des Deutschen liebste Insel. In neun Routen kann man mit ihm die Insel entdecken – und erfährt, dass es auf der im 13. Jahrhundert von den Arabern zurück eroberten Insel mehr gibt als die gewaltige Kathedrale La Seu in Palma.
Man entdeckt Kirchen, Klöster und dutzende Eremitagen. Alle auf den verschiedensten Wanderrouten erlaufbar, manchmal mit Herberge, Klostergaststätte, zuweilen mit kleinen und großen Museen, da und dort auch mit einem Garten aus der Sarazenenzeit. Den bevor König Jaime I. Das Eiland (wieder) christianisierte, gehörte Mallorca zum blühenden Einflussgebiet der Araber.
Da und dort haben sich diese Ipuren erhalten. Das Eintauchen in die mallorquinische Vielfalt lohnt sich. Und sie lohnt sich besonders zu Fuß. Hunderte kleinerer Fußmärsche skizziert Wagner. Und sie alle haben im Grunde nur ein Ziel: bezaubernde Einsiedeleien abseits der Straße, beeindruckende Klosteranlagen und frisch sanierte Kirchen.
Und fand immer auch ein berühmtes Marienbild. Kaum ein Kapellchen, in dem nicht ein Marienbild angebetet wird, das irgendwann im 13. Jahrhundert angeschwennt wurde, Zeichen für die wundersame Rettung eines Schiffes.
So nebenbei lernt man auch die Berühmtheiten der Insel kennen – Raimundus Lullus etwa, den Philosophen und Theologen. Oder den Franziskanermönch Junipero Serra, der mit seinen Ordensbrüdern die berühmtesten Städte Kaliforniens begründete: San Francisco und Los Angeles. Nicht zu vergessen – George Sand und Fréderic Chopin, die in der Kartause von Valdemossa ihren durch Buch und Film berühmten tristen Winter erlebten.
Nicht nur kleine Wander- und Pilgerwege laden dazu ein, das Land mit offenen Augen und offenem Herzen zu erkunden – auch große Pilgerwanderungen kennen die Mallorquiner. Man kann die Mittelmeerinsel auch zur Einkehr und Selbsterkundung bereisen.
Da und dort kann man auf das Auto noch nicht verzichten. Aber Wagner legt seinen Lesern auch die alte Straßenbahn des Hafenstädtchens Sóller ans Herz. Genauso wie den mittlerweile historischen “Roten Blitz“, der von Palma durchs Tramuntana-Gebirge nach Sóller fährt. Auch sonst haben die Mallorquiner ihren Sinn für den umweltfreundlichen Verkehr entdeckt und lassen – wo einst Dampflokomotiven schnauften – “Flotte Flitzer“ auf den Gleisen fahren.
Ein Reiseführer also nicht nur für Christen und Kenner von Kirchen und Klöstern. Das sicher auch. Aber es ist auch ein Wegbegleiter für alle, die Urlaub machen als Chance zur inneren Einkehr sehen, die fremde Landschaften auf eigenen Füßen und mit Respekt erkunden wollen. Mallorca als Ziel einer Pilgerschaft – warum nicht?
Und damit das Ganze nicht schon wieder sportlicher Exzess wird, sind eigentlich alle Pilgerrouten überschaubar kurz – mit viel Zeit zum Sichumschauen, Nachdenken und Einkehren. Letzteres nicht nur in Kirchlein und Kapellen, sondern auch in die mediterrane Gastlichkeit des Landes.
Und augenscheinlich gibt es tausende einladender Pfade, auf denen man dem Ballermann nicht einmal nahe kommen kann.
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